: Gesicherte Bänder
Das Osnabrücker European Media Art Festival entwickelt mit dem documenta Archiv Kassel und dem Karlsruher Zentrum für Kunst- und Medientechnologie ein Online-Archiv für Medienkunst. Darin enthalten: das Beste aus den eigenen Beständen
Es müssen nicht immer die historischen Tasteninstrumente aus Weimar und Halle sein, die zerfallen. Oder die umbrischen Tafelbilder des Lindenau-Museums Altenburg. Mittlerweile ist es auch die Medienkunst, an der der Zahn der Zeit frisst. Das heißt: In der Fachwelt macht man sich Sorgen um Videobänder, die vergehen. Oder um Filmmaterial. Oder CDs oder DVDs, die allmählich jenen Inhalt verlieren, den ihnen die Künstler einst gaben.
Sowohl Tafelbilder als auch die Träger der Medienkunst müssen mitunter restauriert und konserviert werden, hat die Kulturstiftung des Bundes erkannt und als „erste Hilfe für gefährdetes Kulturgut“ ein mit sieben Millionen Euro ausgestattetes Förderprogramm aufgelegt. Von den insgesamt 26 geförderten Projekten ist eines das Projekt „Mediaartbase.de“, eine Kooperation zwischen dem Osnabrücker European Media Art Festival, dem documenta Archiv in Kassel und dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie in Karlsruhe.
Alle drei Institutionen möchten die wertvollsten Teile ihrer Bestände digitalisieren und einer gemeinsamen Datenbank zuführen. Die Datenbank soll dann unter der Adresse mediaartbase.de im Internet frei zugänglich werden. Für den Aufbau von Datenbank und Webpräsenz haben die drei Institutionen drei Jahre Arbeit und Kosten in Höhe von 710.000 Euro kalkuliert – 500.000 Euro davon übernimmt die Kulturstiftung des Bundes im Rahmen des genannten Förderprogrammes.
Die Federführung bei „Mediaartbase.de“ hat das Osnabrücker European Media Art Festival (Emaf) übernommen, das in diesem Jahr zum 21. Mal stattfindet und als eines der wichtigsten internationalen Festivals für Medienkunst gilt. Im Lauf der Jahre hat sich in Osnabrück ein Bestand von 4.000 Titeln angesammelt, darunter Videos, Filme, aber auch Vorträge. Welche davon in das Online-Archiv Eingang finden werden, wird sich nach der Bedeutung der Titel entscheiden – und nicht zuletzt davon abhängen, ob das Emaf die jeweiligen Rechte der Künstler für eine Veröffentlichung klären kann.
Aus den Beständen des documenta Archiv Kassel und des Kasseler Dokumentarfilm- und Videofests werden neben künstlerischen Arbeiten auch journalistische Beiträge in das Archiv eingespeist. Das Karlsruher Zentrum für Kunst- und Medientechnologie wiederum wird neben Videos auch elektronische Musik zuliefern. Mittelfristig sollen sich überdies weitere Institutionen einbringen, weswegen die Technik von „Mediaartbase.de“ auf Open Source Software basieren soll.
Als Zielgruppe stellen sich die Initiatoren vor allem die Hochschulen vor, für deren Forschung und Lehre die Datenbank Material liefern soll. Geplant sind zunächst 1.300 Stunden Material – wie viele Arbeiten das sind, ist noch nicht klar. KLAUS IRLER