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Archiv-Artikel

Ein grüner Sitz mehr

Nach Pannen beim Auszählen der Stimmen legt der Landeswahlleiter immerhin das vorläufige Ergebnis der Bürgerschaftswahl vor. Mandatsträger stehen fest. GAL holt elf ihrer 13 Sitze direkt

VON GERNOT KNÖDLER

Mit einiger Verspätung hat das Landeswahlamt am Mittwoch Abend kurz vor Redaktionsschluss das vorläufige Ergebnis der Bürgerschaftswahl bekannt gegeben. Demnach erhält die GAL jetzt 13 statt zwölf Sitze in der Bürgerschaft und die SPD 44 statt 45. Die Veränderung ergebe sich aus der Nachprüfung der eng beieinander liegenden Wahlzahlen der beiden Parteien. Weil gestern Abend auch 1.603 von 1.606 Wahlbezirken und damit die 17 Wahlkreise ausgezählt waren, steht zudem mit großer Wahrscheinlichkeit fest, welche Abgeordneten in die Bürgerschaft einziehen werden.

Beim Auszählen der Stimmen auf den Wahlkreislisten hatte es Pannen gegeben. Ursprünglich hatte Wahlleiter Willi Beiß die Erststimmenergebnisse um 14 Uhr verkünden wollen. Doch die Pressekonferenz wurde kurzfristig abgesetzt, weil zu wenige Ergebnisse vorlagen.

In einer Vielzahl von Wahlbezirken seien die Stimmen zügig ausgezählt worden, teilte das Wahlamt mit – in manchen allerdings zu schnell. „Es stellte sich in Einzelfällen heraus, dass Ergebnisse zwar schnell vorlagen, diese jedoch fehlerhaft waren und nachgezählt werden mussten.“ Andere Wahlvorstände hätten mehr Zeit als erwartet zum Auszählen gebraucht oder zuerst die Bezirkswahlkreislisten ausgezählt, die eigentlich nachrangig behandelt werden sollten.

In Wandsbek fielen stundenlang die Computer aus, sodass die Ergebnisse nicht eingegeben werden konnten. In Harburg kamen die Ergebnisse erst gar nicht an. Wahlvorsteher gaben sie nicht etwa im Rathaus ab, sondern bei anderen Dienststellen. „Nur, keiner wusste jetzt, wo“, sagte Beiß. „Deshalb hat man heute morgen verzweifelt versucht, diese Wahlvorsteher zu erreichen, um zu hören, wohin man denn Taxen schicken müsste, damit man das Auszählergebnis da abholen kann.“ Es seien aber keine Stimmen verloren gegangen. „Die Stimmen werden mit Sicherheit aufgefunden, weil die Wahlvorsteher ja wissen, wo sie sie abgeben haben“, sagte der Wahlleiter.

Selbst die Auszählung der Landeslisten lief nicht glatt. So hat statt der amtlich festgestellten 4,7 Prozent die FDP doch 4,8 Prozent erreicht. Und die Wahlbeteiligung lag nicht bei 62,2 Prozent, sondern bei 63,6 Prozent.

FDP-Spitzenkandidat Hinnerk Fock witterte nach den Pannen dagegen bereits Morgenluft: „Wir werden das alles sehr sorgfältig verfolgen“, sagte er. „Da das Ergebnis sehr knapp ist, behalte ich mir alles vor.“ Jüngsten Auszählungen zufolge fehlen den Liberalen nur 1.900 Stimmen, um doch noch über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen. Der Verein „Mehr Demokratie“ vermutete gestern, dass die Pannen zu den Geburtswehen des neuen Wahlsystems gehören.

31 der 71 Direktmandate errang die CDU, 26 die SPD, elf die GAL und drei die Linke. Im Wahlkreis Mitte holten sich Farid Müller von der GAL und Joachim Bischoff von der Linken ein Direktmandat. In Billstedt-Wilhelmsburg-Finkenwerder konnten Heiko Hecht von der CDU und Metin Hakverdi von der SPD mit vielen Direktstimmen punkten. Auch Elisabeth Baum (Die Linke) errang ein Direktmandat.

In Altona setzte sich Bülent Ciftlik mit einem glänzenden Direktstimmenergebnis vor die bei der SPD auf Listenplatz eins gesetzte Britta Ernst und warf den SPD-Finanzexperten Walter Zuckerer aus der Bürgerschaft. Auch der Ex-Abgeordnete von GAL und Regenbogen, Norbert Hackbusch, erhielt eines der fünf Altonaer Direktmandate. In Wandsbek setzten sich die beiden CDU-Rebellen Ralf Niedmers und Natalie Hochheim durch.