„Das klingt nach Ein-Euro-Laden“

Betroffene haben viel Kritik an der Konstruktion der Ein-Euro-Jobs – aber für mehr soll kein Geld in der Staatskasse sein

Der Veranstaltungssaal der „Blauen Karawane“ im Speicher XI war gerammelt voll: Am vergangenen Donnerstag diskutierten Ein-Euro-JobberInnen mit rot-grünen Sozialpolitikern und Beschäftigungsträgern – und übten harsche Kritik an den „Beschäftigungsinstrumenten“ des „Zweiten Arbeitsmarktes“.

Viele der Erwerbslosen beschwerten sich über die „erniedrigende Konstruktion“ der in Bremen „In-Jobs“ genannten Ein-Euro-Jobs. „Das klinge nach einem Leben auf dem Niveau der Ein-Euro-Läden“, meinte einer. Auch das mangelnde Engagement der Projektträger für Weiterbildung und die Ausnutzung qualifizierter Ein-Euro-Jobber für Arbeit, für die normalerweise jemand eingestellt werden müsste, standen in der Kritik.

Joachim Schuster (SPD), Staatsrat im Sozialressort, verwies auf leere Kassen – und darauf das die „Mehrheitsverhältnisse“ in Deutschland keine großzügige Sozialpolitik erlauben würden.

Uwe Helmke von der „Blauen Karawane“, sagte, die Projektträger seien in der Vergangenheit mit den „Regiekosten“ von monatlich mehr als 500 Euro pro In-Job „ganz gut gefahren“. Vor diesem Hintergrund sei es kein Wunder, dass die Träger sich an der von der „Blauen Karawane“ initiierten Kampagne gegen die Jobs nicht beteiligen wollten.

Nach dem jüngst von Rot-Grün verabschiedeten „Beschäftigungspolitischen Aktionsprogramm“ (BAP) soll die Zahl der 1-Euro-Jobs in Bremen zugunsten sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung abgebaut werden. Auch die „Regiekosten“ für die Träger werden drastisch gesenkt. Künftig erhalten diese nur noch 200 bis 300 Euro je JobberIn und Monat. Damit, sagte Klaus Prietzel von der Gröpelinger Recyclinginitiative, sei aber eine vernünftige Betreuung der Klientel mit den größten Vermittlungsproblemen nicht zu schaffen. Anleiter müssten „Professionelle“ sein – und das gebe die gesenkte Pauschale nicht mehr her. Das BAP bringe für die „hoch qualifizierten“ unter den Langzeitarbeitslosen eine Verbesserung, nicht aber für die „Problemgruppen“, so Pietzel.

Conny Barth von der Linkspartei, die selbst bei einem Träger arbeitet, sieht das Hauptproblem im Zwangsverhältnis: Probleme und großen Betreuungsaufwand gebe es insbesondere bei Jobbern, die gegen ihren Willen an einen Arbeitsplatz geschickt werden. kawe