: Kompetenz statt Noten
Hamburg startet einen einmaligen Modellversuch nach dem Schulen für fünf Jahre auf Zensuren verzichten können. Stattdessen sollen Kompetenzraster entwickelt werden. Heute informiert das „Bündnis innovative Zeugnisse“
Es war ein Zugeständnis in letzter Minute. Am 21. November verabschiedete die Hamburger CDU ein Gesetz, das im Prinzip allen Schulen den Verzicht auf Zensuren erlaubt. Damit sollte kurz vor der Wahl der Konflikt mit den Integrationsschulen befriedet werden, die die Ziffernnoten aus pädagogischen Gründen ablehnen und eine entsprechende Volkspetition gestartet hatten.
Der Notenverzicht ist nur im Rahmen eines Schulversuchs möglich. Laut Konzeptionspapier der Behörde hätten 49 Schulen in der ersten Runde teilnehmen können. Je sieben Schulen sollten in sieben oder acht „Sets“ vernetzt zusammenarbeiten, um Erfahrungen und Konzepte auszutauschen.
Die Schulen sollen individuelle Lernformen und „Kompetenzraster“ entwickeln, die Kindern vor Augen führen, wo sie stehen. „Durch diese Transparenz wird der einzelne Schüler in hohem Maße motiviert und bestmöglich gefördert“, heißt es in einer Mitteilung der Bildungsbehörde.
Am Freitag lief nun die Frist für die erste Bewerbungsrunde des Schulversuchs ab. Zwei weitere Runden sollen zum Sommer 2008 und 2009 folgen. Behördensprecher Alexander Luckow konnte am Montag noch nicht sagen, wie viele Schulen sich bislang beworben haben.
Jetzt, nachdem die Wahl vorbei ist, sehen es die Integrationsinitiativen als ihre Aufgabe, die Sache publik zu machen. Unter dem Titel „Unsere Kinder können nicht warten! Schulentwicklung geht unabhängig von Koalitionsverhandlungen weiter“ lädt das neue „Bündnis für innovative Zeugnisse“ für heute um 19.30 Uhr zu einer Info-Veranstaltung mit Schulamtsleiter Norbert Rosenboom in die Uni-Hamburg (Binderstraße 34, Raum 029) ein.
„Es fehlen noch Informationen der Behörde hinsichtlich der Standards“, sagt Hanno Kleist von der Elterninitiative für schulische Integration. Auch fühlten sich viele Schulen mit der Konzeptionsarbeit überfordert, „zumal es kaum mehr Ressourcen gibt“. Pro Fach werden jeder Schule drei Lehrerstunden in der Woche gewährt, was laut Kleist „nicht viel“ sei.
Zudem will das Bündnis auch inhaltlich auf den Modellversuch Einfluss nehmen. „Wir wollen von dem Begriff Raster wegkommen“, sagt Martin Kunstreich vom Verband Integration in Hamburger Schulen (ViHS). Gerade für Integrationskinder sei es wichtig, auch die individuellen Lernfortschritte zu nennen. „Das können bei manchen Kindern schon basale Kompetenzen wie Trockenwerden sein.“ KAIJA KUTTER