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Archiv-Artikel

Ein Zahnarzt für die Straße

Mit dem deutschlandweit einzigartigen Projekts eines Zahnmobils will die Caritas die Zähne von Obdachlosen verbessern. Dafür lässt sie sich erstmals von einem Wirtschaftsunternehmen sponsern

VON FELIX GABER

Mit einer rollenden Zahnarztpraxis will die Hamburger Caritas die zahnmedizinische Versorgung von Obdachlosen in der Hansestadt verbessern. Gestern wurde das Zahnmobil in Dienst genommen. Es sei ein in Deutschland einmaliges Projekt, „mit dem die Arbeit für Obdachlose eine neue Dimension erhält“, sagte Caritas-Direktor Peter Laschinski.

Seit 13 Jahren leistet der Wohlfahrtsverband im Rahmen des Projekts „Mobile Hilfe“ medizinische Betreuung von Obdachlosen. Bei der zahnmedizinischen Versorgung konnte man allerdings nur bedingt helfen, da die nötige Ausstattung gefehlt habe, sagt Zahnärztin Karin Heimer, die seit neun Jahren ehrenamtlich Obdachlose versorgt. Zudem hätten diese oft Angst oder Vorbehalte, zum Arzt zu gehen. „Deshalb ist es wichtig, auf die Leute direkt zuzugehen und das passiert durch das Zahnmobil“, sagt Heimer.

160.000 Euro kostete der Umbau eines Kleinbusses zur rollenden Zahnklinik mit Behandlungsstuhl sowie Bohr- und Absauganlagen. An Bord ist ein Team von ehrenamtlichen Zahnärzten und Helfern sowie ein hauptamtlicher Fahrer. Der Bus geht ab sofort Mittwochs und Donnerstags von neun bis 17 Uhr nach einem festen Routenplan auf Tour. Ziele sind Szeneplätze und Übernachtungsstätten von Obdachlosen, darunter das Haus Bethlehem, das Pik As oder die Bahnhofsmission.

Finanziert wurde das Zahnmobil durch das gemeinnützige Hamburger Spendenparlament und das Deutsche Hilfswerk. Um den Unterhalt zu sichern, ging die Caritas erstmals einen Sponsoring-Vertrag ein. Partner ist das US-Unternehmen „Colgate-Palmolive“, das in den nächsten drei Jahren für einen Teil der von der Caritas auf 150.000 Euro bezifferten Betriebskosten aufkommen will. „Wir wollen da helfen, wo gar nicht geholfen wird“, begründet Colgate-Kommunikationsleiter Wolfgang König die Motivation des Unternehmens. Die Caritas selbst steuert nach eigenen Angaben jährlich mehrere zehntausend Euro bei.

Die Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Caritas sei ein gutes Modell, sagt Jenny De la Torre. Die Berliner Ärztin betreut seit 1994 Obdachlose in der Bundeshauptstadt und eröffnete 2006 ein Obdachlosenzentrum, das über eine eigene Stiftung finanziert wird, die auf Spenden angewiesen ist. „Wichtig ist nur, dass den Obdachlosen geholfen wird und es Stabilität gibt“, sagt De la Torre mit Blick auf das Hamburger Pilotprojekt. „Vielleicht hat dies ja sogar Signalwirkung.“

Eine Ansicht, die man bei der Hamburger Caritas teilt. Nach Ablauf der drei Jahre werde die Partnerschaft auf den Prüfstand gestellt, sagt Caritas-Sprecher Timo Spiewak. „Wir sind daran interessiert, die Partnerschaft weiterzuführen.“ Neben der zahnmedizinischen Hilfe für Obdachlose soll das Zahnmobil auch Schulen und Jugendhilfeeinrichtungen in sozialen Brennpunkten ansteuern – nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zum schulmedizinischen Dienst, wie Spiewak betont.