: Durchwachsener Start für neuen Postchef
Auf Zumwinkel-Nachfolger Frank Appel wartet bei der Deutschen Post viel Arbeit. Gleich zu Beginn muss er einen Gewinneinbruch verkünden: Abschreibungen im US-Geschäft stören die Bilanz. Zudem steht eine harte Tarifrunde an
AUS BONN PASCAL BEUCKER
Der Start ist holprig. „Ich freue mich, dass ich die Gelegenheit erhalten habe, den Konzern in die Zukunft zu führen“, formuliert Frank Appel umständlich zu Beginn seiner ersten Bilanzpressekonferenz als Vorstandschef der Deutschen Post AG. Er wirkt angespannt. Ohnehin nicht als rhetorisches Talent berühmt, unterlaufen dem 46-jährigen Nachfolger des geschassten Klaus Zumwinkel immer wieder Verhaspler. Dann macht die Technik Probleme.
Es ist kein Einstand nach Maß, den der fast zwei Meter lange Mann mit der hohen Denkerstirn am Donnerstag im Bonner Post Tower hinlegt. Aber er passt zur Post-Bilanz – auch die ist durchwachsen. Schuld ist das verlustreiche Expressgeschäft in den USA: Seit der Konzern dort vor sechs Jahren den Expressdienst DHL und später den Paketversender Airborne übernahm, kommen nur noch Katastrophenmeldungen. So bescherte das US-Geschäft der Post 2007 einen Gewinneinbruch um 27,5 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Das betriebliche Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank um 17,3 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Der Umsatz kletterte um rund fünf Prozent auf 63,5 Milliarden Euro. Wie es in den USA weitergeht, werde im Mai entschieden, kündigte Appel an. Ein Rückzug sei jedoch keine Option.
Die anstehenden Tarifauseinandersetzungen entlockten Appel nicht mehr als Allgemeinplätze. Er sei „zuversichtlich“, in einem „konstruktiven Dialog zu Lösungen zu kommen“. Ende März läuft der Tarifvertrag aus. Die Gewerkschaft Ver.di fordert bis zu sechs Prozent mehr Lohn für die 160.000 Post-Angestellten in Deutschland. Auch ein Beschäftigungspakt endet bald. Obendrein muss die Arbeitszeit für die 60.000 Postbeamten neu vereinbart werden. Der Vorstand will, dass sie wie Bundesbeamte künftig statt 38,5 Stunden 41 Wochenstunden arbeiten. So viel Zündstoff in einer Tarifrunde gab es nicht mehr, seit die Post der DDR mit der Bundespost zusammengelegt wurde.
Appel hatte den Chefposten Mitte Februar übernommen, nachdem Zumwinkel über sein Liechtensteiner Steuersparmodell gestolpert war. Dieser hatte den promovierten Neurobiologen im Jahr 2000 von der Unternehmensberatung McKinsey abgeworben und zum Kronprinzen aufgebaut. Eigentlich sollte er im November übernehmen.
Der gebürtige Hamburger gibt sich gerne puristisch und verzichtet demonstrativ auf manch Statussymbol. Sein Handgelenk ziert keine protzige Uhr, sondern ein schlichter, unauffälliger Zeitanzeiger von Nomos. Auch für Luxuslimousinen hat er nur wenig übrig. Gleichwohl verfügt Appel über Nehmerqualitäten: Ebenso wie Ziehvater Zumwinkel hat auch er im Zusammenhang mit dem Post-Mindestlohn ein dickes Aktienpaket verkauft. Rund eine Woche vor dem endgültigen Beschluss kassierte er für 93.048 Post-Aktien 2,07 Millionen Euro.
218 Mitarbeiter, die der Konkurrent Pin Group nach der Festlegung des Mindestlohns entlassen hatte, haben sich inzwischen bei der Post beworben, 56 hatten Erfolg. Die meisten auf Teilzeitbasis. Aber zugleich lässt die Post jetzt in einem Pilotprojekt im Ruhrgebiet Postwurfsendungen durch Zeitungsboten der WAZ Mediengruppe austeilen. Es gehe nicht darum, den eigenen Mindestlohn zu unterlaufen, versicherte Appel, sondern nur um „crossmediale Synergien“.