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Archiv-Artikel

Özdemir sorgt für harten Wettbewerb bei Grünen

Parteichef will Cem Özdemir nicht werden, aber zurück in den Bundestag. Für andere könnte es deshalb eng werden

BERLIN taz ■ Die geplante Rückkehr von Cem Özdemir in den Bundestag löst bei Baden-Württembergs Grünen einen Verdrängungswettbewerb aus. Den bisherigen Europaabgeordneten eingerechnet, bewerben sich fünf Politiker für vier aussichtsreiche Plätze auf der Landesliste für die Bundestagswahl. „Da treten mehrere an“, sagte Özdemir. „So ist Demokratie.“

Özdemir soll in Stuttgart für die Grünen kandidieren. 2002 hatte er sich aus der Bundespolitik zurückgezogen, als bekannt wurde, dass er dienstlich erworbene Bonus-Flugmeilen privat genutzt hatte. Zudem räumte er ein, vom PR-Berater Moritz Hunzinger ein Darlehen erhalten zu haben. 2004 zog er ins Europaparlament ein, nun will er wieder in den Bundestag.

Die Landesliste bestimmen die Südwest-Grünen bereits im Oktober auf einem Landesparteitag. Bisher holte die Partei in Baden-Württemberg immer acht bis neun Mandate. Die Hälfte davon steht Frauen zu, darunter Platz eins. Auf Platz zwei kandidierte 2005 Fraktionschef Fritz Kuhn. Özdemir sagte auf Nachfrage, gegen Kuhn werde er nicht antreten. Auf den anderen Männerplätzen folgten voriges Mal der Südbadener Alexander Bonde, der Tübinger Winfried Hermann sowie der Mannheimer Gerhard Schick. Keiner der drei ist ein namenloser Hinterbänkler: Bonde sitzt im wichtigen Haushaltsausschuss. Der Parteilinke Hermann hat einen Ruf als Anti-Doping-Kämpfer. Der Finanzpolitiker Gerhard Schick wurde als Spezialist fürs Grundeinkommen bekannt. Alle drei möchten wieder ins Parlament. Hermann sagte, in Baden-Württemberg sei der Wettbewerb immer „unheimlich hart“ gewesen. Schick sagte: „Das wird eine heftige Auseinandersetzung.“

Dass Özdemir die Europapolitik verlässt, erleichtert dem scheidenden Parteichef Reinhard Bütikofer den Wunsch, nach Straßburg zu gehen. Bütikofers Job will Özdemir nicht: „Ich kenne meine Schwächen. Das Führen einer Partei trau ich mir nicht zu.“ GEORG LÖWISCH