hamburger szene
: Geschichten aus der Umkleide

Die Erkenntnis traf mich in einer H&M-Umkleide: Meine Brüste waren gewachsen. C passte nicht. D auch nicht. „Sag mal“, rief ich meiner Freundin über die Kabinentür hinweg zu, „welche Deppen legen eigentlich die BH-Größen fest? Mir passt noch nicht mal D!“ Stille. Dann eine Stimme aus der rechten Nachbarkabine: „Welche Größe haben Sie denn?“ Das war definitiv nicht meine Freundin. „Eigentlich C...“, rief ich zurück, „anscheinend aber E.“ „Na seien Sie doch froh, ich hätte gerne C“, kam es von rechts.

„Finden Sie hier auch nie einen BH?“ Das kam von links. Die Tür neben mir klappte. Dann ein zaghaftes Pochen. „Könnten Sie mir mal den C-Cup rausreichen? Vielleicht fällt der ja wie B aus.“ „Passt“, ertönte es kurz darauf von rechts. „Das ist ja ein Wunder!“ „Wohl eher die Pillenrückstände im Grundwasser“, mutmaßte die linke Kabine. Kabine rechts blieb stumm, verblüfft von soviel Fachwissen. Ich packte meine Sachen zusammen.

An der Kasse wartete meine Freundin auf mich. „Ich habe gerade mit zwei Holzwänden über Brüste gesprochen“, sagte ich. „Hab ich gehört“, meinte sie. „Stimmt das wirklich mit den Pillenrückständen?“ „Da musst du die Kabine links von mir fragen.“ „Halt mal meine Sachen. War das die mit dem roten Pulli über der Tür?“, fragte sie. „Nee, das war die mit den kleinen Brüsten“, murmelte ich gehässig. Holzwände. Eine hatte mir den BH geklaut und die andere jetzt meine Freundin. Man sollte in Umkleiden eben keine Bekanntschaften machen. Anna-Lena Wolff