piwik no script img

Archiv-Artikel

Lokalpatrioten kämpfen um Hapag-Lloyd

Aufsichtsrat beschließt Trennung der Reederei vom Tourismusgeschäft. Das nährt in Hamburg die Sorge, das traditionsreiche Unternehmen könnte abwandern. Hanseatische Kaufleute wollen das verhindern

In Hamburg wächst die Sorge um die Zukunft der Reederei Hapag-Lloyd. Gestern hat der Mutterkonzern Tui entschieden, sein Schifffahrtsgeschäft vom Tourismusgeschäft zu trennen. Eine Gruppe Hamburger Investoren und Kaufleute will sich dafür einsetzen, Hapag-Lloyd als eigenständige deutsche Reederei mit dem Standort Hamburg zu erhalten, teilten der frühere Finanzsenator Wolfgang Peiner und der persönlich haftende Gesellschafter der Privatbank M.M.Warburg, Christian Olearius, gestern in Hamburg mit. Mit dem Vorstand und den Aktionären der Tui solle diskutiert werden, wie dieses Ziel erreicht werden könne. Zu der Gruppe zählt auch der Transportunternehmer Klaus-Michael Kühne. Weitere Investoren seien willkommen.

Wie der Tui-Aufsichtsrat in Hannover beschlossen hat, sollen bei der Trennung von Hapag-Lloyd alle Optionen geprüft werden, die bis zum Verkauf des Unternehmens als Ganzes reichen. Für die Reederei kommen verschiedene Alternativen in Betracht, zum Beispiel ein Verkauf, eine Fusion mit einem anderen Schifffahrtsunternehmen oder eine Verselbstständigung. Auch eine Fusion mit der Oetker-Reederei Hamburg Süd wird immer wieder diskutiert. Als wenig aussichtsreich gilt, wegen der schwachen Aktienkurse, ein Börsengang.

Welchen Weg Tui, und damit Hapag-Lloyd, letztlich einschlagen, ist abhängig von mehreren Aktionärsgruppen, die zum Teil unterschiedliche Interessen verfolgen. Die Hamburger Investoren wollen das Gespräch mit allen Gruppen sowie mit den Arbeitnehmern suchen. Die Aufsichtsräte der Arbeitnehmerseite haben angekündigt, dass sie keiner Lösung zustimmen wollen, die den Tui-Standort Hannover oder den Hapag-Lloyd-Standort Hamburg gefährden könnte.

Die Stadt Hamburg, die sich mehrfach an Unternehmen beteiligt hat, um Image- oder Arbeitsplatzverluste zu verhindern, ist zurzeit allerdings kaum handlungsfähig. Denn während der laufenden Koalitionsverhandlungen sollen keine weitreichenden Entscheidungen gefällt werden, um den künftigen Senat nicht festzulegen.

Hapag-Lloyd gehört zu den fünf größten Containerreedereien weltweit. In den ersten neun Monaten des Jahres 2007 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von rund 4,5 Milliarden Euro und transportierte 4,1 Millionen Standardcontainer (TEU). Die Flotte besteht aus 142 Containerschiffen. Weltweit beschäftigt das Unternehmen rund 8.400 Mitarbeiter. DPA