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Archiv-Artikel

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OLYMPIA / PEKING taz ■ Viereinhalb Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking ist im antiken Olympia auf der griechischen Halbinsel Peloponnes das Olympische Feuer entfacht worden. In den kommenden Tagen werden Athleten die Fackel nach Athen tragen; am 31. März beginnt in Peking der Fackellauf um die Welt.

Unterbrochen wurde die Zeremonie von einem kurzem Protest gegen das gewaltsame Vorgehen Chinas in Tibet. Drei Männer versuchten sich der Tribüne zu nähern, auf der der Chef des chinesischen Olympischen Komitees, Liu Qi, sprach. Sie trugen eine Fahne, auf der Handschellen zu sehen waren, gruppiert zum Symbol der Olympischen Ringe. Einer entrollte ein Transparent mit der Aufschrift „Boykottiert das Land, das auf den Menschenrechten herumtrampelt!“

Der öffentlich-rechtliche griechische Fernsehsender schwenkte während der Protestaktion auf die Zuschauertribüne. Das chinesische Fernsehen unterbrach seine Übertragung ohne Erklärung kurz nach Beginn der Rede von Liu und sendete stattdessen Archivbilder aus der Stadt Olympia.

Bei den Demonstranten handelte es sich um Mitglieder der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF). „Wir wollten auf die allgemeine Situation der Menschenrechte und Meinungsfreiheit in China aufmerksam machen, es ist nicht nur ein Protest gegen die jüngsten Unruhen in Tibet“, sagte die Sprecherin der Organisation, Elsa Vidal, in Paris. In China seien derzeit etwa 100 Journalisten und Internet-Autoren inhaftiert. Die Organisation kritisierte außerdem, dass China keine ausländischen Journalisten nach Tibet reisen lasse: „Die Unterdrückung der tibetischen Proteste spielt sich hinter verschlossenen Türen ab.“ Unter den Demonstranten befand sich auch der Generalsekretär der Organisation, Robert Menard. Die drei seien derzeit in Polizeigewahrsam.

Die griechische Regierung verurteilte den Protest. Der Vorfall habe „keine Verbindung zum olympischen Geist“. „Es ist immer traurig, wenn es Demonstrationen gibt, aber sie waren gewaltfrei und das ist das Wichtigste“, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge. Bereits zuvor hatte er der Ansicht widersprochen, dass seit der Vergabe der Olympischen Spiele an Peking sich die Menschenrechtslage in China verschlechtert habe. „Ich glaube, dass die Spiele die Agenda der Menschenrechte vorangebracht haben, sagte er der Nachrichtenagentur AP. Für einen Boykott der Spiele gebe es „keinen glaubwürdigen Impuls“. Die „wichtigen Regierungen“ wollten ihn ebenso wenig wie die „Sportgemeinschaft“, und er sei sich sicher, dass auch die öffentliche Meinung keinen Boykott wolle.

Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) schließt einen Boykott der Spiele in Peking aus. Man werde „nach Abwägung aller Argumente und in Wahrnehmung seiner Verantwortung gegenüber den Athleten eine Mannschaft zu den Olympischen Spielen 2008 entsenden“, teilte die Dachorganisation des deutschen Sports am Montag in Frankfurt am Main mit. Gerade „in politisch kritischen Situationen“ sei die von den Olympischen Spielen „ausgehende Botschaft eines gewaltfreien Wettkampfs und des Dialogs“ besonders wichtig.

AFP/DPA/AP