piwik no script img

soundtrack

Wer Zerstreuung sucht und bereit ist, sich ein Stück weit in die Grenzgebiete des Verstehbaren zu begeben, der ist heute in der Flora goldrichtig. Als „babbelndes, portables, Fisch-kostümiertes Was-bedeutet-es-Bacchanal“ wird der dort auftretende US-amerikanische Experimental-Geräusch-Performer Crank Sturgeon von seinem Label angepriesen. Man solle sich eine Art Mensch-Fisch-Hybrid vorstellen, der auf Gerede, Mantras und Geschichten logischer Fehler herumhaut, während er sich oder seine selbst gemachten Geräusch-Instrumente schändet. Bestandteil der Klang- und Bildorgie ist die gesamte autonome Zone improvisierter Performance, nebst Klang, Bild, Lesung und Tumult. Gründe genug in jedem Fall für die Radio-Gagarin-Leute, diesen Monat schon zum zweiten Mal die Flora unsicher zu machen. Zusammengeschaltet wird der Mensch-Fisch mit dem Hamburger, aus den Personen Gunnar Lettow und Sylvia Necker bestehenden Elektroakustik-Hybrid phase~in und den ebenfalls ortsansässigen Impro-Spielzeug-Geräuschentwicklern Transindustrielle Toyorchester.

Do, 27. 3., 21 Uhr, Rote Flora, Schulterblatt 71

Am Freitag ist Yiorgis Sakellariou als Mecha/Orga in der Hörbar zu Gast, eher was für Geduldige. Von ihm gibt es ausschließlich mit Laptop und der Software AudioMulch hergestelltes tiefes Dröhnen zu hören, das sich über die Zeit entwickelt – sehr langsam. Frequenzcluster werden um eine fundamentale Note herum mikro-verstimmt, das Ganze im komplett dunklen Raum – ohne jegliche Performance. Dazu stößt der Kanadier Broken Sleep, ehedem Schichtarbeiter auf einem Friedhof, für den der unterbrochene Schlaf nicht nur eine klangliche und symbolische Bedeutung hat. Von ihm gibt es düstere Industrial-Drones.

Fr, 28. 3., 21 Uhr, B-Movie, Brigittenstraße 5

Das CJ Boyd Sexxxtet, ein bis zu 35-köpfiges Ensemble aus Chicago, wiederum interessiert sich am Mittwoch explizit „für die Verbindung zwischen Musik und Sexualität“, versteht sich dabei als Transportmittel von Kritik an der US-Prüderie-Porno-Doppelmoral. Für eher Zimperliche jedenfalls nichts: Auftritt natürlich ohne Klamotten.

Mi, 2. 4., 22 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178 ROBERT MATTHIES

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen