Jan B. Wellmann, Baumwollbörse-Geschäftsführer : Der Traditionsbewusste
JAN B. WELLMANN, Jahrgang 1952, ist seit 22 Jahren Geschäftsführer der Baumwollbörse in Bremen. Foto: Privat
Tradition ist etwas, das Jan B. Wellmann am Herzen liegt. Da ist zum einen die Jahreszahl 1872, seit der es die Bremer Baumwollbörse gibt – früher wurden dort Termingeschäfte gemacht, heute ist die Baumwollbörse ein Verband, der sich für die Interessen derjenigen einsetzt, die Baumwolle handeln und verarbeiten. Wellmann ist gelernter Jurist und seit 1986 Geschäftsführer der Baumwollbörse, bei der er die familiäre Stimmung schätzt. Aber nicht nur die Verbandsarbeit, auch die Baumwolle kommt Wellmanns Sinn fürs Bodenständige entgegen: „Es gibt bis heute kein vergleichbares synthetisches Produkt, das die Baumwolle ersetzen könnte“, sagt Wellmann.
Ab heute wird Wellmann zusammen mit den Kollegen vom Bremer Faserinstitut bei der 29. Internationalen Baumwolltagung Farmer, Wissenschaftler, Industrievertreter und Händler aus aller Welt empfangen. Diskutiert wird in Bremen, wie sich der internationale Baumwollmarkt entwickelt, was es für Anbau- und Verarbeitungsmethoden gibt und wie sich die Qualität prüfen lässt – bei keinem anderen natürlichen Rohstoff gibt es so große Qualitätsschwankungen, wie bei Baumwolle. Dabei sei es nach wie vor so, dass der Mensch im Schnitt zwei Drittel seines Lebens Körperkontakt zu Baumwolle habe, sagt Wellmann – weil er Kleidung oder Bettlaken aus Baumwolle nutzt.
Bei der Tagung in diesem Jahr gehören ökologischer Anbau und Fair Trade zu den Schwerpunkt-Themen. Eines der grundlegenden Probleme sei zum Beispiel, dass es keine verbindliche Vereinbarung gebe, wie sich ökologisch angebaute Baumwolle definiert. Dabei wird Öko von den Verbrauchern immer mehr nachgefragt, ebenso wie fair gehandelte Produkte: Bei der Baumwolltagung wird die Hamburger Autorin und Journalistin Tanja Busse erörtern, welche Rolle Konsumenten bei der Durchsetzung von fairen Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie spielen. jdl