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Archiv-Artikel

■ Reges Interesse fand der von Gabriele Goettle aufgezeichnete Alltag einer Stützlehrerin In vorkapitalistischer Manier

betr.: „Unendliches Nichtwissen“, taz vom 31. 3. 08

Vielen Dank, dass endlich einmal über den Alltag von Stützlehrern und deren Schülern berichtet wird. Es wird ja so getan, dass Jugendliche, die in ihrem Jahrgang keinen Ausbildungsplatz erhalten haben, einfach „verschwinden“ oder von Marsmenschen entführt werden.

Es hätte mich jedoch gefreut, wenn in den Artikel die Gehaltssituation der Stützlehrer mit eingeflossen wäre. Die Arbeitsagentur als Bedarfsträger beauftragt private Bildungsträger mit der Durchführung ihrer Maßnahmen ohne Rücksicht darauf, was die Stützlehrer verdienen: Der Lohn beläuft sich bei einer 41-Stunden-Woche auf 1.800 Euro bis 2.000 Euro brutto. Verlangt werden jedoch ein Hochschulstudium und Berufserfahrung. Man wird in vorkapitalistischer Manier wie der letzte Dreck von Chefs und Vorgesetzten behandelt, die zwar eine Ausbildung als Sozialpädagogen genossen haben, aber weder den Stützlehrern, den Ausbildern noch den Schülern gegenüber ein angemessenes Sozialverhalten an den Tag legen, noch scheinen sie irgendetwas mit Pädagogik überhaupt im Sinn zu haben. („Die Vorgaben der Arbeitsagentur müssen eingehalten werden.“)

Kurz gesagt: 1. Die privaten Bildungsträger sind die Bankrotterklärung des deutschen Bildungssystems und bestes Beispiel, warum Bildung nicht privatisiert werden darf. 2. Die Arbeitsagentur kann nicht für Jugendliche ohne Ausbildung bzw. ohne Schulabschluss verantwortlich sein. Hier sind Eltern, Jugendämter und Schulen in der Verantwortung. 3. Ausbeutung von Arbeitskräften darf auch nicht im Bildungssektor gestattet sein.

CLAUDIA KIESELMÜLLER, Siegburg