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Archiv-Artikel

Neuer Stress im Turbo-Abi

Der Pionierjahrgang der Schulzeitverkürzung ist jetzt in der Oberstufe, muss aber für die Prüfung zur Mittleren Reife den Stoff aus der Mittelstufe büffeln. Die Elternkammer reagiert empört. Der Schulbehörde ist das egal

Die Elternkammer wirft der Bildungsbehörde erneut eine Fehlplanung bei der Abitursverkürzung vor. Diesmal geht es um die zentralen Prüfungen für die jetzigen 10. Klassen, die für den 29. April, und 5. und 7. Mai angesetzt sind. Die Schüler, die den Pionierjahrgang des Schnell-Abiturs bilden, sind spätestens seit November in der Oberstufe, lernen also Stoff des früheren Jahrgangs elf. Bei der Prüfung wird aber der Stoff der längst abgeschlossenen Mittelstufe abgefragt.

„Die Schulen ziehen jetzt ein Mammutprogramm durch und versuchen aufzufrischen, was im letzten Dreivierteljahr gelaufen ist“, berichtet Elternkammer-Mitglied Edda Georgi. „Sie sind im Prüfungsstress und sollen sich zugleich auf die Studienstufe vorbereiten.“ Denn nach den Ferien werden sie mit dem heutigen 11. Jahrgang zusammengelegt. Die Schulzeitverkürzung ist dann vollzogen.

„Das ist eine unzumutbare Belastung“, sagt Elternkammersprecher Peter Albrecht. „Hätte die Prüfung zeitnah im November stattgefunden, wäre sie zumutbar. Aber jetzt im Mai ist das zu spät.“ Die Kammer fordert deshalb, die erst 2004 eingeführte zentrale Prüfung für den Mittleren Bildungsabschluss diesmal auszusetzen. Schließlich hätten diese Schüler durch den verdichteten Unterricht ohnehin mehr gelernt als frühere Schüler.

„Gerade dieser Jahrgang hatte alle Hindernisse, die man sich denken konnte“, ergänzt Petra Petersen-Griem vom Kammervorstand. „Was sie bisher geleistet haben, reicht aus.“ Die Prüfung, die in Mathe, Deutsch und einer Fremdsprache stattfindet, entscheidet über den Übergang zur Studienstufe und muss mindestens mit Note 4 bestanden werden. Dabei machen besagte Prüfungen 40 Prozent der Jahresnote aus. Petersen-Griem: „Das ist heftig“. Die Bildungsbehörde will auf die Kritik nicht reagieren. „Für uns ist das nicht nachvollziehbar“, sagt Sprecher Alexander Luckow. „Die Überprüfung von Lernständen muss nicht zwingend direkt nach der Zeit, wo es gelernt wurde, passieren.“ KAIJA KUTTER