heute in bremen : „Unser Kampf“ – die Helden von 1968
Götz Aly, Historiker, Buchautor, wird heute mit Daniel Cohn-Bendit über seine Kritik der 68er streiten
taz: Macht es Spaß, die alten Genossen so zu ärgern?
Götz Aly: Ja. Das ist doch die beste Tradition der 68er, provokatorische Fragen aufzuwerfen.
Das Buch „Unser Kampf“ ist eine Mischung aus Bekenntnis und Quellenstudium.
Diese Mischung ließ sich nicht vermeiden, weil es auch um meine eigene Biografie ging, das muss man ja offen legen. Gleichzeitig habe ich versucht, diejenigen, die wir damals für unsere Feinde hielten, zu Wort kommen zu lassen. Sie waren längst nicht so dumm und unwissend wie wir damals dachten. Die ideologische Vernagelung der 68er-Bewegung in Deutschland ist eine Spätfolge des Totalitarismus.
Was müssen sich die 68er-Aktiven vorwerfen lassen?
Die Studentenbewegung war ein Ausweichen vor der deutschen Geschichte. Wir haben die marxistische Faschismustheorie übernommen, damit haben wir den Nationalsozialismus verdünnt zu einem internationalen Phänomen. Plötzlich saßen die Faschisten nicht in den eigenen Familien, sondern in Washington und Teheran und mussten dort bekämpft werden.
Daniel Cohn-Bendit wird sagen: Ich war in Paris.
Ich bin gespannt auf die Diskussion. Dass Daniel Cohn-Bendit andere Erfahrungen hat als ich, ist ein Grund, mit ihm zu reden. Die französische Gesellschaft war nach 1968 sehr viel integrationsfähiger. Das hängt mit der Selbstzerstörung der deutschen Gesellschaft in der Nazizeit zusammen. Wir als 68er waren Teil dieses Problems und keineswegs, wie wir glaubten, dessen Lösung. Int: kawe
17.4., 20 Uhr, Bremische Bürgerschaft, „Unser Kampf“ – Diskussion mit Götz Aly und Daniel Cohn-Bendit