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Archiv-Artikel

In der Berliner Käseglocke

betr.: „Gysis Israel-Rede irritiert Genossen“, taz vom 19. 4. 08

Gysi kam laut Redetext (http://www.hagalil.com/archiv/2008/04/gysi.htm) zu folgenden Schlussfolgerungen: Israel muss 1. seine („meisten“) Siedlungen in den besetzten Gebieten auflösen, 2. das durch seine Gründung verursachte Problem der Vertreibung der Palästinenser 1948 anerkennen und 3. sich in den Nahen Osten integrieren.

Somit hat sich Gysi öffentlich abgegrenzt von einer unkritischen und damit unfruchtbaren Solidarität mit Israels nationalistischen Verrücktheiten. Endlich hat ein deutscher Spitzenpolitiker diesen Mut gefunden. Ich empfinde es als wohltuend, dass es gerade Gysi ist, der zumindest väterlicherseits aus einer jüdischen Familie stammt. Denn damit zeigt er, dass eine Neudefinition unserer jüdischen Identität nicht zwangsläufig zu Hurranationalismus führen muss.

Dass die taz stattdessen als wichtigste Botschaft Gysis ein „Gegeißel der Antizionisten“ herausliest, sagt ziemlich viel über den Zustand von Journalismus in der Berliner Käseglocke aus: Bloß nicht an der offiziell vorgegebenen Benimmvorschrift der unkritischen „Solidarität“ mit Israel anecken! ROLF VERLEGER, Lübeck