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Archiv-Artikel

Obama und Clinton schleppen sich weiter

Hillary Clinton gewinnt die Vorwahl im Bundesstaat Pennsylvania – doch zu einer Entscheidung im demokratischen Kandidatenrennen trägt das nicht bei. Im Gegenteil. Jetzt konzentrieren sich beide Teams auf Indiana und North Carolina

WIE WEITER?

Neun Bundesstaaten dürfen noch ihre Entscheidung treffen. Nach Guam (9 Delegierte) am 3. Mai stehen Indiana und North Carolina mit insgesamt 218 Delegiertenstimmen am 6. Mai auf dem Programm der Kandidaten, gefolgt von West Virginia (39) am 13. Mai, Kentucky (60) und Oregon (65) am 20. Mai, Puerto Rico (63) am 1. Juni und Montana (24) und South Dakota (23) am 3. Juni. Da keiner mehr mit gewählten Delegierten die notwendige Mehrheit erreichen kann, müssen dann die Superdelegierten entscheiden, ob sie beim Parteitag Ende August dem Votum der Wähler folgen wollen oder nicht. PKT

AUS WASHINGTON ADRIENNE WOLTERSDORF

Sechs lange Wochen Wahlkampf mit allen Mitteln haben sich für Hillary Clinton ausgezahlt. Mit deutlichem Vorsprung konnte die Senatorin die demokratischen Vorwahlen im US-Bundesstaat Pennsylvania am Dienstag für sich entscheiden. Zehn Prozentpunkte lag sie vor Barack Obama, das war mehr als die meisten Wahlanalysten erwartet hatten. Clinton erhielt demnach 55 Prozent der Stimmen. Ihr innerparteilicher Konkurrent Obama kam hingegen nur auf 45 Prozent. Damit schnitt der schwarze Senator schlechter ab, als die letzten Umfragen nahegelegt hatten.

So begeistert die Hillary-Wählenden am Dienstagabend auch waren – das Ergebnis bedeutet auch, dass das seit Monaten anhaltende Duell um die Präsidentschaftskandidatur bei den Demokraten mit unverminderter Härte weitergehen wird. Obama, der einen Sieg in Pennsylvania wohl nicht mehr erwartet hatte, war schon am Wahltag nach Indiana abgereist. Dort wird gemeinsam mit North Carolina in zwei Wochen wieder gewählt.

In den Wochen vor der Pennsylvania-Wahl hatte sich das zähe Ringen der beiden innerparteilichen Konkurrenten zu einer regelrechten Schlammschlacht gesteigert. Beide Kandidaten hatten Millionen Dollar in Werbefilmchen gesteckt, die den jeweiligen Gegner attackierten. Clinton hatte zuletzt mit einer Sequenz von Schreckensbildern, darunter einer Aufnahme Ussama Bin Ladens, für sich geworben, um damit ihre Fähigkeit als kämpferische Präsidentin zu zeigen. Obama schalt sie daraufhin, genau wie George W. Bush eine Politik der Angst zu betreiben. Zuvor hatte Clinton wiederholt Obamas Wählbarkeit angezweifelt und ihn als elitär und arrogant kritisiert.

Ihr Sieg in Pennsylvania sei deshalb umso bedeutender, weil Obama dreimal so viele Wahlkampfspenden als sie selbst zur Verfügung gehabt habe und dreimal so viel Geld für Werbung ausgeben konnte, sagte die Senatorin bei ihrer Siegesrede in Philadelphia. Bemerkenswert war, dass Clinton schon in der ersten Minute ihrer Dankesrede die US-Wähler um Geldspenden bat.

Laut Medienberichten steckt die Kampagne der New Yorker Senatorin in großen finanziellen Schwierigkeiten. Laut einer Meldung des TV-Senders CNN strömten jedoch in den ersten Stunden nach Bekanntwerden des guten Abschneidens von Hillary Clinton bereits mehrere hunderttausend Dollar in ihre Wahlkampfkasse.

Nach wie vor führt Obama mit mehr absoluten Stimmen und mehr Delegierten das Rennen an. Dennoch kann rein mathematisch keiner der beiden Bewerber die erforderliche Delegiertenzahl von 2.025 mehr erreichen, die zu einer automatischen Nominierung führen würde. Experten gehen davon aus, dass das Kopf-an-Kopf-Rennen im Sommer schließlich durch die 795 Superdelegierten, die die Partei bestellt hat, entschieden werden muss.

Hillary Clinton, begleitet von Tochter Chelsea und ihrem Mann Bill, gab sich am Dienstag abend strahlend und optimistisch, dass sie die Nominierung der Demokraten gewinnen und nach der Präsidentenwahl im Herbst ins Weiße Haus einziehen werde. „Nach acht Jahren der Regierung von George Bush … dürfen wir keinen Tag verlieren“, rief sie vor tobenden Anhängern. Sie versprach, die US-Truppen aus dem Irak nach Hause zu holen und die Wirtschaftskrise zu bekämpfen. Die Siegeswelle Obamas sei vorbei, frohlockte die Senatorin: „Der Wind dreht sich.“

Einige hundert Kilometer weiter westlich, im US-Bundesstaat Indiana, gab sich Obama ebenfalls zuversichtlich. Er gratulierte Clinton zu ihrem „großartigen Wahlkampf“, betonte, dass er in Pennsylvania sehr gut aufgeholt habe, angesichts der ursprünglich erwarteten 20 Prozentpunkte Vorsprung seiner Rivalin. Doch dann holte er aus gegen das „Establishment in Washington, das uns bekämpfen wird“. Nun seien es die Wähler in Indiana, die es in der Hand hätten, diese Wahl zu entscheiden: „Wir werden nicht nur die Vorwahl gewinnen, wir werden nicht nur im November gewinnen. Wir werden dieses Land verändern und die Welt“, sagte Obama in Evansville.

Gewonnen hat Clinton ersten Analysen zufolge vor allem bei Arbeitern, Älteren, weißen Männern und ganz allgemein bei Frauen. Sie siegte in fast ganz Pennsylvania, außer im Metropolengebiet von Philadelphia, wo ein Drittel der Bevölkerung des Bundesstaats lebt. Obama dagegen schnitt bei Schwarzen und bei jungen sowie gebildeten Wählern besser ab.

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