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Archiv-Artikel

Jan Schlaudraff, Lieblingskind Komm zu Papa

Es gibt Spieler, die funktionieren nur unter einem bestimmten Trainer. Bei Hamburgs Zidan und seinem Karnevals-Pappi Klopp ist das so. Die beiden bilden eine Symbiose. Und auch Jan Schlaudraff scheint nur glücklich, wenn Dieter Hecking an der Seitenlinie steht. Seit sie 2006 mit Aachen in die Bundesliga aufgestiegen sind, besteht zwischen den beiden Ex-Gladbachern eine enge Verbindung. Auch, weil sie einen ähnlichen Blick auf das Spiel haben. Schlaudraff ist ein Spieler, den sich der Trainer Hecking in seiner Garage zusammenschrauben würde, gäbe es ihn noch nicht.

Als Hecking im Spätsommer 2006 zu Hannover 96 wechselte, blieb Schlaudraff allein zurück. Ohne seinen Dieter spielte er zwar die beste Hinrunde seiner Karriere, aber im genialen Schlaudraff dieses Winters steckte noch viel Sommer mit Hecking. Schlaudraff dribbelte und tanzte sich durch die Liga, erzielte gegen Bremens Wiese das wahrscheinlich lässigste Tor seit Rickens Lupfer gegen Peruzzi und wurde Nationalspieler, doch richtig zufrieden wirkte er nie.

Er war zum Alleinunterhalter geworden, dem Tivoli schneller als erwartet entwachsen. Schlaudraff wollte mit den Großen spielen und bekam seine Chance. Als er den FC Bayern im Achtelfinale aus dem DFB-Pokal wirbelte, beschloss Uli Hoeneß, dass die Bayern diesen Schlaudraff brauchen. Hoeneß glaubte den Spieler gefunden zu haben, der die Bayern aus ihrer Lethargie dribbeln könnte. Bayerns Zukunft sollte Schlaudraff gehören. Vielleicht wäre es auch so gekommen, hätten die Münchner nicht nach einigen Fehlschlägen ihr Konto geräumt. Schlaudraff hatte längst in München unterschrieben, als die Bayern auch noch Toni, Klose und Ribery holten. Fast wirkte es, als hätte Hoeneß vergessen, dass unten im Einkaufswagen noch Schlaudraff lag.

Jetzt, nach einem verlorenen Jahr mit gerade einmal sechs Bundesliga-Einsätzen, verlässt Schlaudraff den FC Bayern wieder. Frustriert und ein wenig eingeschüchtert. Natürlich geht er nach Hannover, zurück zu Dieter Hecking, der ihm liebevoll über den Kopf streicheln und einen warmen Kakao ans Bett bringen wird. LUCAS VOGELSANG

Fotohinweis:JAN SCHLAUDRAFF, 24, ist nach einem Ausflug in die Spitzenklasse wieder im Mittelfeld der Clubs gelandet FOTO: DPA