Was ist mit Taiwan?

betr.: „Chinas vergessener Wandel“

Seit China vor den Augen der Weltöffentlichkeit den Aufruhr in Tibet niederschlug, sind die Menschenrechte in aller Munde. Medienwirksam wird China während des Fackellaufs immer wieder aufgefordert, die Menschenrechte einzuhalten. Die Welt setzt sich für Tibet ein, die Uiguren fordern ihr Recht. Doch was ist mit Taiwan?

China setzt sich – leider erfolgreich – auf internationaler Ebene dafür ein, dass taiwanischen Bürgern und Bürgerinnen Menschenrechte entzogen werden. Es blockiert Taiwans Aufnahme in die Weltgesundheitsorganisation ebenso wie die in die Vereinten Nationen. Gerade jetzt geschieht es wieder: Die Abteilung für öffentliche Information der Vereinten Nationen (UN) lehnt es ab, Journalisten aus Taiwan Presseausweise für die Weltgesundheitsversammlung (WHA) am 19. Mai auszustellen. Das macht es der taiwanischen Presse unmöglich, aus erster Hand über diese Jahresversammlung zu berichten. Dieser Vorgang ist ein skandalöser Verstoß gegen die Pressefreiheit! Dabei ist Taiwan eine Demokratie, in der die Menschenrechte, besonders auch die Pressefreiheit, einen hohen Stellenwert genießen. Der Bevölkerung eines solchen Landes verwehrt nun die Weltgesundheitsorganisation auf Druck der Autokratie China Gesundheitsrechte, indem sie Taiwan den Beitritt verweigert, und Informationsrechte, indem sie Taiwans Journalisten von ihren Veranstaltungen ausschließt. Welchen Stellenwert haben die Menschenrechte für die WHO, wenn es um Taiwan geht? Es wird Zeit, dass die demokratischen Nationen sich ihrer eigenen Werte bewusst werden und auch an Taiwan denken, wenn sie von China fordern, die Menschenrechte zu respektieren. Es ist Zeit, Taiwans Beitritt in die WHO und in die UNO aktiv zu unterstützen. YU-SHUN CHEN

Abteilungsleiter der Presseabteilung Taipeh Vertretung, Berlin

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.