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Archiv-Artikel

Jugend collagiert sich selbst

„Süss wild gefährlich & stolz“: Die „Jungen Akteure“ zum ersten Mal im „Concordia“

Relativ nackt kommen sie auf die Bühne, uniformieren sich mit angesagt-braunen Trainingsanzügen – und werden wieder individuell. „Carlotta Hannover, 16 Jahre.“ „Jonas Jacobsen, 18 Jahre.“ Sie rufen es ins Mikrofon, machen ein paar exaltierte Tanzschritte, errichten einen Stofftierhaufen oder posieren auf dem Lagerfeuer-Piktogramm, auf der „Concordia“-Bühne.

Die „Jungen Akteure“ spielen „Süss wild gefährlich & stolz“ – sich selbst. Unter der Regie von Martin Thamm collagiert die Moks-Theaterschule eine Fülle von Selbstaussagen. „Ich hab’ so ’ne schlimme Angewohnheit …“, oder auch: „Allgemein bin ich einfach total der Phasenmensch.“ Und dann sitzen alle sieben tatsächlich um ein knisterndes Feuer, Gitarre und alles, und erzählen Träume von nassen Gartenzwergen.

Das ist so gar nicht die „pragmatische Generation unter Druck“ der jüngsten Shell-Studie. Eher eine Auswahl bemerkenswert selbstbewusster Jugendlicher, deren Lebensentwürfe und -zweifel erstaunlich nahtlos an das anschließen, was einen Großteil des begeisterten Publikums vor 20 oder 30 Jahren selbst umtrieb. Ein Unterschied: Heutzutage zitiert man ziemlich oft „Wikipedia“, sogar zur Klärung von Sinnfragen. „Sein“ sei „etwas Allgemeines, allem Zugrundeliegendes aber auch das alles umfassende Höchste“ deklamieren sie chorisch.

Eine Analyse solcher Fragwürdigkeiten ist nicht der Ansatz dieser Produktion. Aber wer nicht mal dramaturgische Bögen braucht, um Wirkung zu entfalten, hat sowieso schon gewonnen.Henning Bleyl

Die nächsten Aufführungen: Mittwoch, Freitag und Samstag (20 Uhr)