piwik no script img

Archiv-Artikel

Jetzt auch mal modern

Der Hamburger SV beendet seine sieglose Zeit mit einem 3 : 1-Erfolg gegen Rostock. Damit wahrt der HSV seine Chancen auf einen Uefa-Cup-Platz, wohingegen Hansa Rostock so gut wie abgestiegen ist

von Roger Repplinger

Die Rostock-Fans unter den 28.000 Zuschauern in der DKB-Arena brüllten ihre Spieler an: „Und ihr wollt Hansa Rostock sein?“ Hansa-Verteidiger Tim Sebastian, der nach der Saison zum Karlsruher SC wechselt, sagte: „Auch wenn es sich blöd anhört: Wir geben nicht auf. Wir wollen noch so viele Punkte wie möglich holen. Am besten drei Siege.“ Sein Gesicht aber sagte was anderes und die Spielweise des FC Hansa Rostock versprach Abstieg. Mit 1 : 3 (0:2) verlor Hansa gegen den Hamburger SV, der seine Chance im Kampf um einen Platz im Uefa-Pokal wahrte. Und sogar noch Hoffnung auf die Champions-League hat: „Wir werden jetzt nicht sagen, dass wir die Champions League angreifen. Aber natürlich hoffen wir“, sagte HSV-Kapitän Rafael van der Vaart.

Auf den HSV war in den vergangenen Wochen die Kritik nur so heruntergeprasselt: Nach sechs Spielen ohne Sieg hieß es: Die Taktik stimme nicht, zu defensiv, der Zusammenhalt im Team fehle, zu viele Diven, die Trainersuche dauere zu lang und verunsichere die Mannschaft. Damit ist nun erst mal Schluss.

HSV-Trainer Huub Stevens brachte gegen Hansa Collin Benjamin als rechten Verteidiger, Kevin Boateng rückte nach links, Thimothee Atouba saß auf der Bank. Nachdem Tobias Rathgeb (7.) und Gledson (10.) zwei Chancen für Hansa vergeben hatten, übernahm der HSV die Regie. Ivica Olić machte sein elftes Tor in dieser Saison, auf das er seit dem 24. Februar gewartet hatte (18.). Van der Vaart (27.) zeigte einen Seitfallzieher nach Olić-Vorarbeit (27.), auch er hat nun elf Tore, und sein Jubel zeigte, wie lange 821 Minuten ohne Treffer sein können.

Das dritte HSV-Tor war moderner Fußball pur: Ballgewinn durch Pressing in des Gegners Hälfte, der Gegner in der Vorwärtsbewegung, kurzer Weg zum Tor. Konkret hieß das: Der Rostocker Assani Lukimya-Mulongoti fand keine Anspielstation, Hamburgs Ivica Olić attackierte und holte sich den Ball, der von van der Vaart übernommen wurde, Olić bekam den Ball zurück und schoß sein zweites Tor (51.).

Nun unterstützten die Hansa-Fans ihre Mannschaft nicht mehr, sondern attackierten den Veranstaltungsleiter Rainer Friedrich, der ihnen das Entrollen bestimmter Transparente untersagt hatte: „Wir sind die Fans, die ihr nicht wollt“ und „Friedrich ist ein Stasischwein“ lauteten die Sprechchöre der Fans. Ihre mangelnde Unterstützung erklärten sie auf einem Transparent: „Wegen Friedrich halten wir den Mund.“

„Das war für uns ein wichtiges Spiel, und wir haben das eine Stunde hervorragend umgesetzt. Wir haben wenig weggegeben und unsere Chancen genutzt.“ Wenn HSV-Trainer Stevens so viel lobt, hebt er die Kritik aufs gleiche Niveau. So ist er nun mal: „Dann sind wir leichtsinnig geworden. Haben das vierte, fünfte Tor nicht gemacht, die Chancen waren da. Da kann ich nicht mit zufrieden sein.“

Die Chancen hatten Guerrero und de Jong, der allein vor dem Tor stehend den Ball rechts vorbeisemmelte (62.). Sauer war Stevens auf Atouba, den er in der 62. Minute für den angeschlagenen Boateng gebracht hatte. Der linke Verteidiger spielte Stevens zu offensiv. Als er im Mittelfeld den Ball verlor und Hansa konterte, blieb Atouba liegen – da tobte Stevens.

Für beide Clubs geht es nun mit wichtigen Spielen weiter: Rostock hat am Dienstag in Hannover die letzte Chance und zum HSV kommt am Mittwoch Werder Bremen.