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Gratis Essen für arme Kinder geplant

Mecklenburg-Vorpommern will ab kommenden August das Kita-Essen für Kinder von Bedürftigen bezahlen. Jedes dritte Kind lebt in dem Bundesland von Hartz IV. Rund 60 Prozent der Eltern sind allein erziehend

Was Hamburgs Grüne bei den Koalitionsverhandlungen mit der CDU nicht durchsetzen konnten, wird jetzt im schwarz-rot regierten Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern Realität: Ab August soll das Kita-Essen für Kinder von Sozialleistungsbeziehern kostenlos sein. „Unser Ziel ist, dass Eltern, die wenig Geld haben, für das Mittagsessen nichts mehr zahlen müssen“, sagt Sozialministeriumssprecherin Nicolette Otto.

Das Land will damit ärmere Familien entlasten, was bitter nötig ist. Nach einer Erhebung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands aus dem Jahr 2007 leben fast 60.000 Kinder, das sind knapp 34 Prozent, in Familien, die Hartz IV-Zuwendungen erhalten. In größeren Städten wie Schwerin oder Stralsund sind es sogar mehr als 40 Prozent. Hinzu kommt, dass 60 Prozent der Eltern allein erziehend sind und eine große Gruppe von 35.000 Erwerbstätigen so wenig verdient, dass sie auf Sozialleistungen angewiesen sind.

Dies hat beispielsweise in Ostpommern zur Folge, dass bereits bei 70 Prozent der Kinder das Jugendamt die Kita-Gebühren übernimmt, wie Christina Hömke vom Paritätischen Wohlfahrtsverband berichtet. Aber das Essensgeld mussten die Familien zusätzlich zahlen. Hömke: „Wir als Träger zahlreicher Kitas im Land wünschen uns, dass das Land seinen Finanzierungsanteil aufstockt, damit das Essen zum Bestandteil der Bildungs- und Erziehungsarbeit wird.“

Möglich wird die geplante Maßnahme, weil Mecklenburg-Vorpommern wie andere neue Bundesländer auch, im Rahmen des Krippenausbauprogramms des Bundes Geld für die Verbesserung des Kita-Angebots bekommt. Während Länder wie Hamburg noch Nachholbedarf beim Krippenausbau haben, ist in Mecklenburg-Vorpommern die Zielzahl einer Versorgung von 35 Prozent der Null- bis Dreijährigen mit Krippenplätzen bereist erreicht, weshalb die Landesregierung das Bundesgeld auf zweierlei Weise zur Entlastung der Familien eingesetzt. Unabhängig vom Einkommen soll die Kita-Gebühr von rund 120 Euro vor der Einschulung um bis zu 75 Euro gesenkt werden. Und es soll besagtes Gratis-Essen für Bedürftige geben. In Kita-Kreisen wird befürchtet, dass die rund 14 Millionen Euro aus Berlin nicht ganz reichen und es nur auf eine Zuschuss-Lösung hinausläuft. Dies wird allerdings vom Ministerium verneint. „Bisher mussten diese Eltern die so genannte häusliche Ersparnis, also das, was sie zu Hause an Essen sparen, als Essensgeld bezahlen“, sagt Ministeriumssprecherin Otto. „Das müssen sie künftig nicht mehr tun“.

Dabei geht es um den scheinbaren Kleinbetrag von 1,50 Euro pro Tag, der aber hoch ist, wenn man bedenkt, dass für Kinder, die von Arbeitslosengeld leben, nur 2,57 pro Tag für Lebensmittel eingeplant sind. Sinnvoll wäre deshalb, auch für ältere Kinder kostenloses Essen anzubieten. Doch dies ist laut Bildungsministerium nicht geplant.

In Hamburg, wo jedes vierte Kind von Hartz IV lebt, hatten die Grünen ebenfalls eine Befreiung dieser Gruppe von der Kita-Gebühr gefordert, in den Verhandlungen mit ihrem neuen Koalitionspartner CDU aber lediglich durchgesetzt, dass in Härtefällen nur eine Gebühr von 15 Euro fällig wird. KAIJA KUTTER

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