„Das ist beschämend für das Wissenschaftssystem“

Die DFG will mehr Professorinnen an deutschen Hochschulen. Künftig wird der Frauenanteil auch ein Kriterium für die Forschungsförderung sein

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) will den Frauenanteil bei den Professuren erhöhen. Den aktuellen Anteil von 15 Prozent bezeichnete DFG-Präsident Matthias Kleiner als Armutszeugnis. „Das ist beschämend für das deutsche Wissenschaftssystem.“ Um die Karrierechancen von Frauen an den Unis zu verbessern, will die DFG einen neuen Gleichstellungskodex verabschieden. Die Universitäten sollen vor allem familienfreundlicher werden und Forscherinnen besser fördern.

Dazu hat die DFG Gleichstellungsstandards erarbeitet, die Anfang Juli endgültig beschlossen werden sollen. „Die Hochschulen sollen sich selbst auf realistische, aber anspruchsvolle Ziele verpflichten. Schauen, was ist machbar, das Machbare aber auch konsequent umsetzen“, sagte Kleiner. „Die Potenziale, die man da verschenkt, werden dringend gebraucht.“

Die DFG verstehe sich nicht als „Ritter der Gleichstellung“. „Wir werden auch nicht der Gleichstellungs-TÜV der Bundesrepublik.“ Eine verbindliche Professorinnen-Quote lehnt Kleiner anders als sein Vorgänger Ernst-Ludwig Winnacker ab. „Zu sagen, wir brauchen in fünf Jahren 50 Prozent, das ist unrealistisch und berücksichtigt auch nicht die ganz unterschiedliche Situation an den einzelnen Hochschulen und in den Fächern.“

An den Unis selbst habe ein Umdenken eingesetzt. Von Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen ist die deutsche Wissenschaft jedoch noch weit entfernt. Ende 2006 waren nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur rund 5.700 der 37.900 Professoren Frauen. Bei den hoch dotierten C4-Professuren waren es sogar nur rund 10 Prozent.

Die DFG hat die Initiative ergriffen, weil bis 2014 mehr als ein Drittel der Professoren in den Ruhestand geht. Eine Expertenkommission hat Vorschläge für die Unis erarbeitet. Wichtig sei etwa, dass Hochschulen und Fachrichtungen sich vornähmen, den Frauenanteil bei Promotionen oder Habilitationen jährlich um einen gewissen Prozentsatz zu steigern. Durch regelmäßige Berichte will die DFG künftig eine Rangliste in der Frauenförderung erstellen. Das Abschneiden wird auch finanzielle Konsequenzen haben: „Ob und wie die forschungsorientierten Gleichstellungsstandards umgesetzt werden, wird dann auch bei der Entscheidung über Förderanträge von Hochschulen ein zunehmend wichtiges Entscheidungskriterium sein“, sagte der DFG-Präsident. DPA, TAZ