piwik no script img

Archiv-Artikel

Inspiration von Bertelsmann

betr.: „Der erste Star der Generation Hartz IV“, taz vom 19. 5. 08

Vielen Dank für das interessante Portrait am Montag! Leider haben Sie in der Auflistung des Bertelsmann’schen Verwertungs- (oder besser: Verwurstungs-)Zusammenhangs den Quell des sozialpornografischen Geschnodders nicht erwähnt. Alles ist noch viel selbstreferenzieller, als Verfolgungswahn und Systemtheorie zusammen vermuten ließen. Für das antiaufklärerische Hintergrundsgebrumm von Hartz IV, „Chancenlosigkeit“ und „Aufstieg aus der Gosse“, ist ja die Inspiration der Bertelsmann-Stiftung maßgeblich mitverantwortlich. (Siehe: Fischler, Hersch: „Die Bertelsmann Stiftung als Macher der Regierungsreformen“, in: Barth. Bertelsmann: Ein Medienimperium macht Politik. Hamburg 2006.).

Seit der von ihr angeschobenen Agenda 2010 eignet der Personalpolitik vieler Großunternehmen etwas von Castingshow- und Containerdarwinismus, während umgekehrt in die Fernsehunterhaltung endlich marktgerechter Habitus eingekehrt ist. Damit sich der deutsche Arbeitslose in Ermangelung eigener tagtäglicher Demütigung wenigstens fernsehabendlich an den neurotischen Rüpeleien selbstunsicherer Chefs und Topleute weiden kann. Die abgesprochene Skandalisierung übernehmen dann der Stern (Bertelsmann) oder die Konkurrenzblätter (???). So sieht das Bertelsmännische Redundanz-Bermudadreieck aus – aber Redundanz schafft Redundanz schafft Redundanz und Profit. ANJA BEICHL, Bochum

Die Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.