hamburg heute
: Zwei Blicke zurück

Punk und proletarische Erbauung: Der finnische Dokumentarfilmer Jouko Aaltonen im Metropolis

Dass den Finnen eine gewisse Melancholie nicht fremd sei, darf getrost als Klischee abgetan werden. Oder doch nicht? Durchzieht eine gewisse Melancholie doch auch die beiden Filme, die Regisseur Jouko Aaltonen jetzt im Metropolis-Kino präsentiert. Allerdings: Die Themen, mit denen sich Aaltonen da befasst, sind Aspekte (linker) Gegenkultur. Und die verlangt den Ihren ja auch gerne Trauerarbeit ab.

Und so beginnt „Punksters + Youngsters“ folgerichtig: auf dem Friedhof, wo es einen alten Recken zu beerdigen gilt. Doch es geht nicht nur um alte Haudegen – und das, was aus ihnen wurde. Aaltonen wollte offenbar auch zeigen, dass Punk im Jahr 2008 lebt. Weshalb er die Döntjes und Super-8-Schnippsel seiner teils prekär, teils sichtlich saturierten Altpunks verschränkt mit den Geschicken zweier junger Grunz- und Gender-Theorie-Kapellen (von denen sich die eine am Ende aufgelöst haben wird. No future eben).

Bittersüß ist auch der Blick, den die ProtagonistInnen in „Revolution“ zurück werfen: Sie waren in den frühen 70er-Jahren Teil parteikommunistischer Gesangskollektive. Ihre Lieder – ob selbst ersonnen oder von Brecht/Eisler – trugen einige von ihnen sogar in Ost-Berlin vor, andere erhielten Einladungen nach Moskau. Dass all diese Lehrer oder Bibliothekarinnen von Aaltonen dazu gebracht werden, das alte Liedgut nochmals anzustimmen, das hat doch etwas – so Komisches wie Versöhnliches. ALDI

„Punksters + Youngsters“: heute, „Revolution“: morgen, jeweils 21.15 Uhr, Metropolis. Regisseur Jouko Aaltonen ist anwesend, es moderiert Jan Möller