Rowohlt-Gründer spendete an SS

Er wäre nicht der Erste: Der Verlagsgründer Ernst Rowohlt (1887–1960) soll in der NS-Zeit kräftiger mitgemischt haben als bislang bekannt. Rowohlt habe für die SS Geld gespendet, sei 1941 begeistert Offizier in Hitlers Wehrmacht geworden und habe an antisemitischen Propagandafeldzügen im Nahen Osten und im Kaukasus teilgenommen, berichtet Der Spiegel unter Berufung auf Unterlagen aus dem Berliner Bundesarchiv.

Rowohlt, der Deutschland 1938 Richtung Brasilien verlassen hatte, soll 1940 der SS Geld in unbekannter Höhe gespendet und gleichzeitig weiter Mitgliedsbeiträge an die NSDAP gezahlt haben. 1933 war rund die Hälfte der Verlagsproduktion verboten und verbrannt worden. Lange hatte sich Rowohlt geweigert, seine jüdischen Lektoren zu entlassen, dann erhielt er Berufsverbot „wegen Tarnung jüdischer Schriftsteller“.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland diente Rowohlt ab 1940 in der Wehrmacht, nach einer Verletzung war er ab November 1944 Volkssturm-Vorgesetzter. Rowohlt hatte 1946 geschildert, er sei „als politisch unzuverlässig“ aus der Wehrmacht ausgeschieden. Der Chef des inzwischen in Reinbek bei Hamburg ansässigen Rowohlt-Verlages, Alexander Fest, erklärte am Sonntag, Ernst Rowohlt habe in der Nazizeit „laviert“, um „den Verlag zu retten“. Der jüdische Philosoph Walter Benjamin habe schon 1939 geschrieben, „dass Rowohlt politisch nicht ernst zu nehmen sei“. taz