: Bagger bedrohen Jenischpark
Ein Gebäude-Ensemble im Nordwesten des Parks steht zur Zeit leer. Der Architekt Meinhard von Gerkan sähe dort gerne einen Neubau für seine Architekturkaderschmiede. Doch es gibt Alternativen
VON MAXIMILIAN PROBST
Für eine Weile vergessen, dass man mitten in einer Großstadt weilt: Nirgends in Hamburg gelingt es besser als im Jenischpark. Durch dichte Laubwälder, in denen Bäume am Boden vermodern, führen dort die Wege, an Flussauen entlang, wo hoch das Schilf steht und still die Zeit.
Am nordwestlichen Eingang des Parks könnte sich allerdings die Jetztzeit in Kürze höchst sichtbar materialisieren. So laufen im Gartenbaudezernat des Bezirks Altona Planungen, das Gelände zwischen der Baron-Voght-Straße und dem Hochrad der neuen Academy for Architectural Culture zur Verfügung zu stellen, einer Kaderschmiede für graduierte Studenten, die der Architekt Meinhard von Gerkan gerade aufbaut.
Zur Zeit steht dort ein schlichter, efeuüberwucherter Flachbau. Genutzt wurde er bis vor kurzem vom Gartenbauamt Altona, das diesen Mai ins Technische Rathaus an der Jessenstraße umgezogen ist – so dass man sich jetzt nach einem Nachmieter umsehen muss.
Für Unmut hat gesorgt, dass das Gartenbaudezernat und Meinhard von Gerkan die Pläne einer Neubebauung lange im Dunkeln hielten. Einem Bericht des Hamburger Abendblatts zufolge sollen Baudeznernet Reinhold Gütter und von Gerkan bereits im Herbst letzten Jahres ins Gespräch gekommen sein. Die Bezirksversammlung wurde erst Ende März informiert. Und die Bebauungsskizzen, sagt der Bezirksabgeordnete Lars Andersen (GAL), „wurden nur den Fraktionsvorsitzenden gezeigt“. Tatsächlich bestätigt man bei von Gerkans Büro gmp, dass es Pläne gibt, „aber nichts, was man zeigen könnte“. Um diesem Spuk ein Ende zu machen und für Öffentlichkeit und Transparenz zu sorgen, haben CDU und Grüne in Altona nun die Auslobung der Nachnutzung gefordert. Diesen Donnerstag soll die Bezirksversammlung einen in diese Richtung zielenden Antrag beschließen.
Unterdessen ist von Stiftungen und Vereinen ein gemeinsames Konzept für die Nachnutzung entwickelt worden, das mit dem geschützten Natur- und Kulturdenkmal Jenischpark sehr behutsam umzugehen verspricht. So möchte die Initiative „Kunst und Kultur im Jenischpark“ in dem frei werdenden Gebäude ein Museum für den Künstler Eduard Bargheer (1901-1979) einrichten. Der Maler gehört zu den wenigen Künstlern der klassischen Moderne in Hamburg, die auch nach dem Krieg international Erfolge feiern konnten. Seine Werke wurden in Madrid, London, Chicago, Rom oder Neapel ausgestellt. Er nahm an der Documenta teil und lehrte an der Hochschule für bildende Künste in Berlin.
Nach seinem Tod kümmerte sich die noch vom Künstler selbst eingerichtete Eduard Bargheer-Stiftung um das Erbe. Mittlerweile besteht eine mehr als 1.000 Arbeiten umfassende Sammlung. Untergebracht ist sie in einem kleinen Haus in Blankenese, wo der Maler wohnte, wenn er nicht gerade auf Ischia weilte. Besichtigen lässt sich momentan nur ein kleiner Ausschnitt der Sammlung, und auch das nur bei Anmeldung.
Für den Umbau des ehemaligen Gartenbauamts in ein Bargheer-Museum würde die Hermann Reemtsma Stiftung aufkommen. Das auch vom Altonaer Museum und der Hamburger Kunsthalle unterstützte Konzept sieht vor, Ausstellungsräume auf zwei Geschossen herzurichten. Im bereits bestehenden Anbau sollen ein Veranstaltungs- und Multimediaraum, eine wissenschaftliche Arbeitsstelle und ein Museumsshop eingerichtet werden. Die laufenden Kosten des Museums würden von der Bargheer-Stiftung und der 1999 gegründeten Bargheer-Gesellschaft getragen.
Erhalten werden sollen auch die benachbarten Schaugewächshäuser. Neu geplant ist eine Pergola nach historischem Vorbild, die an die Gewächshäuser anschließt und das Gelände nach Westen hin abschließt. Auch diese Bau- und Sanierungsmaßnahmen würde die Reemtsma-Stiftung übernehmen und sich damit insgesamt für 880.000 Euro an der Neugestaltung des Areals beteiligen.
Heute soll das Konzept der Kulturbehörde vorgestellt werden – die dann hoffentlich die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, der das Gelände gehört, überzeugen kann, die Nachnutzung auszuschreiben.