hamburg heute : Von der Seele zum Akt
Die Galerie Witt stellt den Pfarrer, Maler und Aktfotografen Magnus Weidemann aus
Als Pfarrer hat der 1880 in Hamburg geborene Magnus Weidemann zu predigen, dass die Erde ein Jammertal und Heil nur im Glauben ans Jenseits zu finden sei. Er selbst aber ist ein Schönheitssucher, einer, den die unberührte Natur und unverhüllte Menschengestalt, insbesondere die weibliche, über die Maßen fasziniert. Als Maler bannt er das herrliche Diesseits, in das er sich Strich für Strich tiefer verstrickt, auf Leinwände und Postkarten. Die Pfarrstube verwandelt sich zum Atelier – bis er 1919 den Glauben an den Nagel hängt, wie einen schweren Mantel, den man mit dem ersten Hauch des Frühlings nicht mehr braucht.
Er zieht von Kiebitzreihe bei Elmshorn nach Sylt. Dort malt er die Landschaft in einem zwischen Expressionismus und Naturalismus changierenden Stil, ungefähr so wie vor ihm schon Ferdinand Hodler den Genfer See. Da er von den Bildern allein nicht leben kann, wendet sich Weidemann der Fotografie zu, vor allem der Aktfotografie. Sylt kommt ihm dabei sehr entgegen. 1920 wird dort der erste Nacktbadestrand Deutschlands eröffnet.
Insofern sind seine Aktfotografien aus den 20er Jahren, die vom 2. Juni bis 11. Juli in der Galerie Witt zu sehen sind, auch kulturgeschichtlich relevant. Sie dokumentieren die Pionierzeit der freien Körperkultur. MAXIMILIAN PROBST
Heute um 19.30 Uhr Vernissage, Galerie Witt, Friedensalle 27a