: Mit Gürtel dicht gehalten
Weniger Angst vor entweichender Luft: Reifen, denen selten die Luft ausgeht, haben es in sich – ein Gewebe, das nur schwer zu durchdringen ist, aber den leichten Lauf nicht belastet
VON HELMUT DACHALE
Zunächst die schlechte Nachricht: Mit einem Bolzenschussgerät oder auch einem gut geführten Samuraischwert dürfte jedem Fahrradreifen nach wie vor beizukommen sein. Zugegeben, mit solchen Großangriffen ist auf deutschen Straßen eher selten zu rechnen. Als Reifenkiller gilt hingegen immer noch scharfkantiges, spitzes Kleinzeug wie Glassplitter, Granulat, Dornen, Reißzwecken oder gar Nägel. Aber auch das – und dies ist die eigentlich gute Nachricht – soll seltener in der Lage sein, das gefürchtete Entweichen der Luft herbeizuführen. Ruhig bleiben und „ganz entspannt durch die Scherben radeln“, rät der führende Fahrradreifenanbieter, die Ralf Bohle GmbH („Schwalbe“). Mit einem anständigen Pannenschutzstreifen – zusätzlich zu den anderen Gewebelagen, der sogenannten Karkasse, einvulkanisiert – werde das Vordringen der kleinen Feinde gestoppt.
Derartige Gürtelreifen sind nicht gerade umwerfend neu. Bereits seit 15 Jahren werden die diagonalen Karkassenfäden in der Decke durch Materialien verstärkt, die radial verlaufende Fasern aufweisen. Doch welches Gewebe, welche Webart verspricht den besten Schutz? Auf diesem Gebiet werden ständig Innovationen vorgestellt. Aktuell heißt Pannenschutz der Platin-Class: Vectran. Bohle hat seinen Tourenreifen „Marathon Supreme“ damit ausgestattet, außerdem den Langläufer „Marathon XE“, dem auch im abseitigen Gelände nicht die Puste ausgehen soll. Bei Continental ist Vectran im „TopContact“ zu finden. Alle drei Modelle sind in unterschiedlichen Breiten zu haben, auch als Balloon-Version mit 50 Millimetern.
Vectran, eine geschützte Marke, die auf Polyesterfasern basiert, hat sich laut Bohle bereits auf der Marsmission bewährt und fungiere im Fahrradreifen als ein extrem reißfester, schnittfester und „superstarker“ Pannenverhinderer. Es hat den Ruf, noch widerstandsfähiger als Aramid zu sein. Dieses Kunststoffmaterial, bekannt vor allem durch die DuPont-Marke Kevlar, dient schon etwas länger als Karkassenverstärker. Und was ihm nachgesagt wird, klingt auch recht verheißungsvoll. Ebenfalls im Weltraum zu Ehren gekommen, verwendet für kugelsichere Westen wie für Chirurgenhandschuhe – Radler, was willst du eigentlich noch mehr?
Ob jedoch derartige Hightecheinlagen im Reifenmantel wirklich Pannen vermeiden helfen, indem sie Scherben oder Dornen konsequent abweisen, wird man im Endeffekt selbst erfahren müssen. Womöglich im Laufe einer langen Zeit. Was sich allerdings recht schnell feststellen lässt: Ein moderner Pannenschutz muss den Pneu weder schwer noch schwergängig machen. So bringt etwa der Tourenreifen „Marathon Supreme“ nicht mehr als 460 Gramm auf die Waage (in der 37er-Breite). Was ihn nicht davon abhalte, einen „souveränen und dynamischen Fahrstil“ zuzulassen, verspricht der Hersteller Bohle.