: Von den Schönsten die Jüngste
Jennifer Hof, 17, ist Germanys Topmodel 2008. Die Realschülerin aus Hessen fiel unter Heidi Klums „Mädels“ weniger durch Redebeiträge auf, eher durch ihre coole Verstocktheit. FOTO: AP
Blond ist sie, hübsch ist sie, und seit Donnerstagnacht quasi Eigentum von C&A. Die 17-jährige Jennifer Hof ist das Topmodel der Saison. Gekürt hat sie eine Art Zentralkomitee des Model- und Mediengewerbes, dessen Große Vorsitzende Heidi Klum heißt, deren blasse Beisitzer wiederum brav abgenickt haben, was der Businessplan der nun auch schon 35-Jährigen vorsieht.
Man mag die Pro7-Show „Germany’s Next Topmodel“ doof und frauenfeindlich finden. Fakt ist, dass nahezu jeder vierte Deutsche die Sendung gesehen hat. Und Fakt ist auch, dass die nun gekürte Siegerin nicht zur Teilnahme gezwungen wurde. Ganz im Gegenteil.
Aus freien Stücken ist die damals noch 16-jährige Schülerin wie viele Mädchen in diesem Land von ihrer Heimatstadt Rodgau ins nahe Offenbach gefahren, um dort am Casting teilzunehmen. Da war sie noch eine unter bundesweit 18.000 Kandidatinnen. Wie bei allen Bewerberinnen haben die Pro7-Scouts auch bei ihr darauf geachtet, dass sich die Heidi-Phase nicht mit der Ausbildungsplanung der jeweiligen Bewerberin beißt.
Ein halbes Jahr später ist Jennifer Hof nicht nur um einen Zentimeter auf stolze einseinundachtzig gewachsen – sie hat auch ihren Realschulabschluss in der Tasche und ist damit als Mädchen Nummer eins frei für den Modelmarkt.
Qualifiziert für den Sieg haben sie wohl nicht nur ihre Schönheit und die sagenhafte einsdreizehn langen Beine, sondern vor allem ihre Jugend. Spätestens als während der Staffel ihrer Konkurrentin Carolin schamlos zu verstehen gegeben wurde, mit 24 Jahren sei sie „in diesem harten Business“ nicht gerade erste Garnitur, war klar, wohin der Hase läuft: von den Schönsten die Jüngste würde siegen. Schließlich ist bei einer 17-Jährigen zu erwarten, dass sie formbar und – vor allem – noch sehr lange vermarktbar sein würde.
Nicht aufgefallen hingegen ist die Gesamtschülerin durch Redebeiträge. Kein Wort zu viel kam Heidis „Mädel“ über die schönen Lippen, meist sah man sie still beobachtend am Bildrand. Das muss niemanden verwundern, der je mit einer Pubertierenden das Gespräch gesucht hat. In diesem Universum steht alles auf der Kippe – Jugendliche dieser Altersgruppe wappnen sich deshalb gern mit einer coolen Verstocktheit.
Das Kind Jennifer, gefangen im Körper einer Erwachsenen, bildet da keine Ausnahme. Eher muss man sich fragen, woher die Hessin die Nerven genommen hat, das ganze Klum’sche Tralala derart stoisch über sich ergehen zu lassen. In dieser Hinsicht war sie ihren mitunter unerträglich servilen Mitbewerberinnen um Längen voraus. ANJA MAIER