: Chor bei Feier unerwünscht
betr.: „Lobpreis nur noch dissonant“, taz bremen v. 9. 5.
Ein sehr flexibles Verhältnis zur Wahrheit ist auch in Horn eine kirchenvorstandsspezifische Eigenschaft. Nachdem der dortige Kantor über zwei Jahre von einer alten Chordame gestalkt worden war, hatte man im Zuge eines Versuchs der innerkirchlichen Schadensbegrenzung nichts Besseres zu tun als alle diejenigen der Lüge zu bezichtigen, die diese Tatsache offen aussprachen und um eine Intervention baten. Besonders bitter traf dies ein Chormitglied aus der Gemeinde direkt am Abend der Konventswahl im Februar. Sie wurde im Auftrag des gesamten Kirchenvorstands von dem verwaltenden Bauherrn derart überzeugend als unwählbare Verleumderin hingestellt, dass sich ein großer Teil der Gemeindeversammlung davon beeindrucken ließ.
Inzwischen existieren in Horn zwei Chöre, die unabhängig voneinander proben. Der Freundeskreis der Stalkerin, ein reiner Frauenchor mit dem Durchschnittsalter von circa 75 Jahren, der sich zumeist einstimmig im Sinne der konservativen Gemeindeleitung mit alten Gesangbuchliedern und Deutschen Volksliedern beschäftigt und ein mehrstimmiger jüngerer Chor unter der Leitung des Kantors. Eine offene Aussprache zu dem Phänomen der innerkirchlichen Dialogvermeidung ist bislang stets tunlichst boykottiert worden.
Und nachdem man die Kritiker allesamt zum Schweigen gebracht hat und so für eine gewisse Kontinuität in der Gemeindeleitung sorgte, konnte man jetzt auch in aller Ruhe am Sonntag die Einsetzung des neuen Vorstandes mit einem feierlichen Gottesdienst begehen. Man möchte offensichtlich unter sich bleiben. Dem Kantor wurde bereits vorsorglich mitgeteilt, dass er mit seinem Chor bei dieser Feier unerwünscht sei.
Es wird wirklich höchste Zeit, dass die Bremer Kirchenmusik insgesamt der Aufsicht der musikalischen Laien entzogen und unter eine gewisse fachliche Kontrolle gestellt wird, bevor sich die BEK zum Kirchentag 2009 vollends blamiert.ELISABETH LAHUSEN, Bremen