: „Euch wird das Lachen noch vergehen!“
Frankreich wird jung, Frankreich wird schnell – und vielleicht wird Frankreich sogar wieder atemberaubend: Mit dem 20 Jahre alten Stürmerstar Karim Benzema von Meister Olympique Lyon soll der Generationswechsel im Team des in die Jahre gekommenen Vizeweltmeisters vollendet werden
Trotz Favoritenrolle hat Frankreich Respekt vor den Rumänen. Der Grund: Adrian Mutu. Ersatztorwart Sebastian Frey, Vereinskollege Mutus in Florenz, warnt: „Er kann ganz allein den Unterschied ausmachen.“ Um den Platz im Sturm kämpfen Marica und Nicolae. Die Équipe tricolore befindet sich nach der Ära Zidane im Umbruch. Vieria fällt mit Oberschenkelverletzung aus, Henry war zuletzt nicht im Training. Der Torjäger soll jedoch spielen können.Rumänien: Lobont – Contra, Tamas, Goian, Rat – Chivu, Cocis, Codrea – Nicolita, Mutu – Niculae Frankreich: Coupet – Sagnol, Thuram, Gallas, Abidal – Toulalan, Makelele – Ribéry, Malouda – Henry, Benzema Anstoß: Mo., 18 Uhr (ARD)
AUS TENERO ANDREAS RÜTTENAUER
Er verdient schätzungsweise 400.000 Euro im Monat. Gerade wurde er zum französischen Fußballer des Jahres gewählt. Er ist 20 Jahre alt. Karim Benzema, Stürmer beim französischen Meister Olympique Lyon, gilt als Superstar im Wartestand. Mit 20 Toren war er 2007/08 bester Torschütze in der als extrem torarm verschrienen Ersten Liga Frankreichs. Er ist der bestbezahlte Fußballer im französischen Oktogon. Bei der EM ist er einer der großen Hoffnungsträger der Franzosen. Ihm soll der Sprung auf die große internationale Fußballbühne gelingen. Mit ihm soll der lang ersehnte Generationswechsel im Nationalteam vollendet werden.
Französische Sportjournalisten werden nicht müde herauszustreichen, dass Benzema gerade mal 8 Jahre alt war, als sich die goldene Generation des französischen Fußballs aufmachte, die Sportwelt zu erobern. Sie wollen sagen: Da kommt was wirklich Neues. 1996 spielte Zinedine Zidane sein erstes großen Turnier, führte die Franzosen bei der EM in England ins Halbfinale und brachte Frankreich auf den Weg zur führenden Fußballnation des Kontinents. Das Vorrunden-Aus bei der WM 2002 rüttelte die Nation auf. Für die WM 2006 sollte Trainer Raymond Domenech ein Team der Zukunft zusammenschrauben. Es misslang. Nur weil er die alten Kämpen Zidan, Claude Makelele und Lilian Thuram teils gegen deren Willen reaktivierte, darf sich Frankreich heute Vizeweltmeister nennen. In diesem Jahr ist nur noch ein 96er dabei: Liliam Thuram. Es soll das Geburtsjahr einer neuen Generation werden. Benzema könnte ihr Protagonist sein.
Als 17-Jähriger hatte er in der Saison 2004/05 seinen ersten Auftritt in der französischen Liga für Lyon, den Verein, in dessen Nachwuchsteams er immer zu den Besten gehörte. Daran wird in diesen Tagen gerne erinnert. Benzema wurde in der Schlussphase des Spiels gegen den FC Metz eingewechselt. Noch keine Minute war er auf dem Feld, da spielte er seinem Kollegen Bryan Bergougnoux den Ball so vor die Füße, dass der keine Probleme mehr hatte, das Siegtor zu erzielen. Benzema gehörte nun zum Team. Der Junge sollte sich, so war es bei Olympique Tradition, mit einer kleinen Ansprache bei den Kollegen einführen. Die Herren Eric Abidal, Sylvain Wiltord, Giovane Elber, Sidney Govou, Michael Essien, Florent Malouda und Mahamadou Diarra konnten sich das Kichern über den unbeholfenen Buben nicht verkneifen. Da soll Benzema gesagt haben: „Euch wird das Lachen noch vergehen. Ich bin hier, um euch den Stammplatz streitig zu machen!“ Da hat sich also einer aufgemacht, der es wissen will. Das ist die Geschichte, die über diese Anekdote transportiert werden soll. Um seinen Platz in der Mannschaft des französischen Dauermeisters muss er schon lange nicht mehr bangen. Bis 2013 noch läuft sein Vertrag in Lyon.
Elfmal hat er mittlerweile auch für das Nationalteam gespielt. Drei Tore hat er dabei geschossen, das erste in seinem ersten Länderspiel gegen Österreich. Trainer Domenech würde ihn wohl gerne zusammen mit Thierry Henry, der sich leicht angeschlagen nach dem letzten Testspiel gegen Kolumbien (1:0) im Schonprogramm an das Turnier herantrainiert, auf den Platz schicken. Sollte es dazu kommen, das Spiel der Équipe könnte ganz anders aussehen als in den vergangenen Jahren, als die Franzosen das langsame, sichere, nach Dominanz strebende Spiel im Mittelfeld bevorzugten. Es könnte richtig schnell gehen, wenn die Franzosen den Ball gewinnen. Franck Ribéry hätte zwei flinke Stürmer vor sich, zwei, die auch wissen, wie man den jeweils anderen bedient. Die neue Generation der französischen Fußballer, die – so sie erfolgreich ist – vielleicht einmal die 08er genannt wird, sie könnte den Hochgeschwindigkeitsfußball in ihrem Team etablieren. Lilian Thuram, der alte 96er, könnte von hinten zusehen. Ihm könnte gefallen, was sich vor ihm abspielt – dank Benzema.