: Stoibers Ziehsohn zieht’s nach oben
Was kommt nach Günther Beckstein und Erwin Huber auf Bayern und die CSU zu? Markus Söder, so viel ist seit diesem Wochenende klar, wird hierbei eine zentrale Rolle spielen – und das nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung. Am Samstag wurde der gelernte Fernsehjournalist und promovierte Jurist mit 89 von 99 Stimmen zum Nürnberger CSU-Bezirkschef gewählt und folgt damit Beckstein nach.
In zehn Bezirke ist die 167.000 Mitglieder starke CSU aufgeteilt – und ihre Chefs sind dank der daraus resultierenden Hausmacht meist ganz oben mit dabei in Staat und Partei.
Bisher schwankte die Haltung zu Söder in der CSU zwischen Ablehnung und Respekt für die oft bizarren, aber medienwirksamen Aktionen des von seinem Ziehvater Edmund Stoiber einst direkt ernannten CSU-Generalsekretärs. Unvergessen ist Söders Einsatz für die Rettung des Sandmännchens oder die Forderung nach einem täglichen Absingen der Nationalhymne. Doch bislang überwog die Ablehnung. Zu laut war Söder, zu lang seine „Schleimspur“. Mit Blick auf diese Stimmung bei Bürgern und Parteibasis war die Abordnung in das kleine Europaministerium konsequent, die Ministerpräsident Beckstein im Herbst vornahm. Umweltminister wollte Söder werden, stattdessen durfte er als Becksteins Hiwi in die Staatskanzlei einziehen. Kein eigenständiges Ressort, kaum Entfaltungsmöglichkeiten – so dachte man und sah Söder für längere Zeit ruhig gestellt.
Aber der Franke hastet seitdem von Fischereitreffen, wo er über den Verbiss durch Kormorane debattiert, nach München, um in Pressegesprächen gentechnikfreie Regionen zu fordern, und dann weiter nach Brüssel, um einen Maibaum vor der Bayerischen Vertretung aufzupflanzen. „Er hat eine bemerkenswerte Entwicklung gemacht“, sagen inzwischen selbst CSU-Strategen, die Söder bislang nicht unkritisch sahen. Die Bedeutung Söders wird auch mit Blick auf die quartalsweisen Putschszenarien deutlich. Bei allen spielt er eine Rolle, zuletzt als Teil des abwegigen „Triple-S“, bestehend aus Stoiber, Horst Seehofer und Söder.
Tatsächlich ist der vierfache Vater aber einer der wenigen mit Profil in der Nach-Stoiber-CSU, die mit Wahrnehmungsschwierigkeiten kämpft und sich wieder nach mehr Führung sehnt. Söder weiß das. Im April hatte er in einem Gastbeitrag für den Münchner Merkur seine Vorstellung einer CSU-Zukunftsstrategie entwickelt.
Am Samstag in Nürnberg gab er sich dann einend. Künftig gehe es ihm „nicht mehr ums Polarisieren, sondern ums Integrieren“, versprach Söder. Und haute sogleich wieder auf der angeblich mangelhaften Anpassung der Ausländer herum. MAX HÄGLER