deutschsprachige zeitungen über den machtkampf in der türkei
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Die konservative Presse in Wien schreibt: Damit setzten sich die Richter nicht nur über die islamische Regierungspartei AKP und einen Parlamentsbeschluss hinweg, sondern auch über den Volkswillen. In ihrer Angst vor einer islamistischen Wende beharrten sie undemokratisch auf einer Anomalie. Ausgerechnet in ihrer Heimat soll türkischen Studentinnen verwehrt bleiben, was im Ausland, auch in Wien, erlaubt ist. So, als ob ein paar Kopftücher schon eine Scharia machen.

Der Kurier in Wien fragt: Die Realität zeigt, dass sich unter Tayyip Erdogan, einem gläubigen, aber nicht islamistischen Politiker, vieles – unter anderem für Frauen – verbessert hat. Vergewaltigung in der Ehe wurde als Delikt anerkannt. Erdogan und seine AKP mühen sich gemeinsam mit dem UN-Kinderhilfswerk, die 50.000 Mädchen in die Schule zu bringen, deren altmodische Eltern Bildung nicht für nötig erachten. Die oppositionellen Kemalisten versuchen hingegen, Christen ihre Rechte zur freien Religionsausübung zu verweigern. Wer ist da eigentlich fort- und wer rückschrittlich?

Die Süddeutsche Zeitung kommentiert: Es gibt viele Gründe, von der AKP enttäuscht zu sein. Es gibt aber keinen Grund, sie zu verbieten. Die AKP ist mit all ihren Defiziten noch immer die mit Abstand europafreundlichste und demokratischste Partei im Parlament.