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Teheranis Tango-TürmeNichts mit Tanz

Zugegeben: Auf den ersten Blick machen Teheranis Glastürme eine gute Figur. Da ist Musik drin, denkt man, Tanz und Lotterleben, ganz St. Pauli eben. Nur ist es so eben gerade nicht. Tatsächlich soll ja genau das Gegenteil in die Türme einziehen, Unternehmen wie der Großkonzern Strabag etwa. Und das kann man schon anzüglich nennen: Verspielte Türme, in denen die knallharte Ordnung des Kapitals gepredigt wird.

KOMMENTAR VON MAXIMILIAN PROBST

Dieses Auseinanderklaffen von Form und Inhalt lässt sich zur Zeit weltweit in der Architektur beobachten. Eine „Architektur der Haut“ hat der Soziologe Richard Sennett das Phänomen genannt, und es mit dem flexiblen Kapitalismus zu erklären versucht: Nach Sennett verliert der Mensch zusehends die Bindung an spezifische Orte, er kommt, sieht und geht wieder. Als Folge würden überall die immergleichen Räume errichtet, das Besondere aber in die Hülle verlegt.

Zu ergänzen wäre noch, dass die Definition des Gebäude heute nach der Logik des Branding über ein Bild geschieht. Eine Welle, ein Segel, ein Gletscher, eine Gurke – schon findet sich die Trias: Gebäude, Architekt und Bauherr im schmeichelnden Licht einer medial konditionierten Öffentlichkeit wieder.

Hoffen wir also, dass die alberne Architektur tanzender Türme in St. Pauli nicht auf die Beine kommt.

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