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Archiv-Artikel

Betr.: kinotaz nord

A

All in - Alles oder nichts USA 2008, R: Gil Cates jr., D: Burt Reynolds, Brett Harrison

„Ein alternder Pokerspieler hat das Kartenspielen wegen eines Versprechens aufgegeben. Er nimmt sich eines jungen Talents an und führt es an große Turniere heran, bis sich die beiden eines Tages am Spieltisch gegenübersitzen. Ein bieder und stereotyp entwickeltes Spielerdrama mit spärlich platzierten Gags, das kein Interesse an seinen beiden Hauptcharakteren aufkommen lässt.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

B

Badland USA 2007, R: Francesco Lucente, D: Jamie Draven, Grace Fulton

„Die Schatten des Krieges: Ein Irakveteran läuft Amok und flieht mit seiner Tochter quer durch die USA. Mit bedrückender Konsequenz erzählt Francesco Lucente vom Scheitern des amerikanischen Traums. Dass man über die bombastische Musik und inszenatorische Längen hinwegsieht, unterstreicht nur, welche Sogwirkung von diesem bewegenden Porträt eines Mannes ausgeht, dessen Leben sich anfühlt, als würde die Welt mit Fäusten auf ihn einschlagen.“ (Cinema) HB

BenX Belgien / Niederlande 2007, R: Nic Balthazar, D: Greg Timmermans, Laura Verlinden

„Im Online-Spiel ist er der Star, der seinen unbeirrbaren Helden ‚BenX‘ durch eine mystische Landschaft steuert, doch im Leben kann sich Ben nicht durchsetzen. Der 17-Jährige ist hochbegabt, leidet aber unter einer autistischen Störung und kann die Probleme des Schulalltags nur durch feste Rituale und das Eintauchen in seine virtuelle Welt kompensieren. Doch das Mobbing durch fiese Schulkameraden nimmt zu. Raffiniert hat der Belgier Nic Balthazar in seinem Teenie-Drama die Ebenen des Realfilms und der Online-Welt verknüpft. Eine feinfühlige Abhandlung über Intoleranz und mediale Fluchten.“ (Rheinischer Merkur) HH

„Best of“ Kurzfilmfestival Hamburg 2008 „Immer anregend, anders und aufregend: Vom 4.6. - 9.6. fand in Hamburg das mittlerweile 24. Internationale Kurzfilmfestival statt. Die Preisträger der Kategorien „Made in Germany“, „Internationaler Wettbewerb“, „No Budget“ und „Flotter Dreier“ gibt es eine Woche später im Kino 46 zu bewundern!“ (Kino 46) HB

Brügge sehen… und sterben? Großbritannien 2008, R: Martin McDonagh, D: Colin Farrell, Brendan Gleeson

„Nach einem Mord mit tragischen Nebenwirkungen schickt Gangsterboss Harry seine beiden Killer Ray und Ken zum Abtauchen nach Brügge. Die irischen Wurzeln von Theaterautor Martin McDonagh sind auch in seinem Filmdebüt sichtbar. Seine Komödie ist eine Liebeserklärung an das irische Naturell, das vor allem Colin Farrell fluchend, flirtend, trinkend und schlagend verkörpert, aber auch an den Schauplatz Brügge. Surreale Szenen reichern die Story an, die im Hitmen-Genre einen amüsanten Ableger zeugt. Ein moralisches Märchen über Mörder, die Charakter zeigen.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL

C

Caramel Frankreich 2007, R: Nadine Labaki, D: Nadine Labaki, Ismaïl Antar

„Der Film schildert den Alltag von fünf Frauen in einem Beiruter Friseursalon – mit amourösen, familiären, kosmetischen und beruflichen Problemen, wie sie auch in Barcelona oder Biarritz an der Tagesordnung sind. Auf den zweiten Blick liefert Filmemacherin Nadine Labaki eine für westliche Beobachter sehr aufschlussreiche Komödie über die Zustände im Libanon, wo die Frauen einen anstrengenden Slalom zwischen Moderne und Religiosität absolvieren müssen. Eine lesbische Schwärmerei, eine heimliche Affäre oder eine vor der Ehe verlorene Unschuld erhalten hier ein ganz anderes Gewicht. Das ist warmherzig, amüsant und melancholisch, dazu famos gespielt.“ (Cinema) HH, KI

Cassandras Traum USA/Großbritannien/Frankreich 2007,R: Woody Allen, D: Colin Farrell, Ewan McGregor

„Woody Allen erzählt mal wieder von Verbrechen und anderen Kleinigkeiten. Woody Allen musste diesmal ohne seine Muse Scarlett Johansson auskommen, Ersatz Hayley Atwell als manipulative Angela ist ihr Abbild. Ob es an Scarletts Abwesenheit lag, dass ‚Cassandras Traum‘ so flau ausgefallen ist? Die schlichten Dialoge (‚Hat man eine bestimmte Grenze überschritten, gibt es kein Zurück mehr‘) sind eines Woody Allen nicht würdig, ebenso wenig der metaphorische Titel: Das Boot der Brüder trägt den Namen Cassandra, nach der Unheil kündenden Seherin aus der griechischen Mythologie. Da ahnt der Zuschauer Böses. Der Humorpunkt geht in erster Linie an Colin Farrell, der sich von Szene zu Szene verzweifelter an seine Bierflasche klammert, Ewan McGregor überzeugt als kaltblütiger Blender Ian. Die gnadenlose Klasse von ‚Match Point‘ erreicht ihr Schicksal trotzdem nie.“ (Cinema) H, HB, HH

Chiko Deutschland 2007, R: Özgür Yildirim, D: Denis Moschitto, Moritz Bleibtreu

„‚Chiko‘, ein türkischer Kleinganove, und sein Kumpel Tibet träumen davon, eines Tages im weißen Mercedes über das harte Pflaster ihres Viertels zu gondeln und der Kiezgröße Brownie das Revier streitig zu machen. Mit viel Schmackes hat Özgür Yildirim diesen von Fatih Akin produzierten Hamburger Gangsterfilm inszeniert, rüde und ungestüm wie seine Helden. Auch ein wenig Protzgehabe ist dabei, wenn Yildirim dem Zuschauer in den Dialogen ständig Slangausdrücke um die Ohren haut, um zu beweisen, wie gut er die Straße kennt, oder wenn er bei Gewaltszenen das zeigt, was besonders weh tut. Doch mit genauem Blick, zupackender Inszenierung und viel Humor erschafft er schillernde Figuren, die ihre Herkunft aus anderen Filmen wie Martin Scorseses ‚Hexenkessel‘ immer mehr vergessen lassen.“ (Der Spiegel) HH

D

Daddy ohne Plan USA 2007, R: Andy Fickman, D: Dwayne „The Rock“ Johnson, Madison Pettis

„Ein niedlicher Knirps wirbelt das Leben des Footballstars Joe durcheinander. Wie Vater und Tochter gegen alle Widerstände zueinanderfinden und wie Joe rechtzeitig zum tränenreichen Happy End erkennt, was im Leben wirklich zählt, folgt einer gängigen Formel für kindgerechte Familienunterhaltung, die schon in zahllosen Disney-Produktionen erprobt wurde. Den Unterschied machen die beiden wunderbar harmonierenden Protagonisten. Wenn sich der Actionfilm-Held Johnson (‚Doom‘), der sein Comedy-Potenzial bereits in „Be Cool“ unter Beweis gestellt hat, mit der temperamentvollen Kinodebütantin Madison Pettis kabbelt oder beim Kinderballett sein Bestes gibt, stimmt die Chemie. So charismatisch wurden uns olle Kamellen schon lang nicht mehr.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, KI, OL

Deutscher Kurzfilmpreis unterwegs „Von der fünfminütigen Animation über experimentelles Filmmaterial bis hin zum halbstündigen Dokumentarfilm beweist das Kurzfilmgenre hier erneut seine kreative und bunte Vielfalt. „Der Fährmeister“, eine Bremer Produktion, läuft als Premiere mit Gästen!“ (Kino 46) HB

Doomsday - Tag der Rache Großbritannien 2008, R: Neil Marshall, D: Rhona Mitra, Bob Hoskins

Neil Marshalls Vorsatz, dem postapokalyptischen Actionfilm einen frischen Anstrich zu verpassen, ist an sich lobenswert. Seine 2038 spielende Story über eine Sondereinheit, die im virusverseuchten Schottland nach einem Gegenmittel sucht und auf Punk-Kannibalen stößt, ist gespickt mit derben Shoot-outs, heftigen Stunts und zuweilen bizarrem Brit-Humor. All dies ist durchaus spaßig anzusehen -- das reißbretthaft runtergespulte Abfeiern bekannter Genremotive dürfte aber nur anspruchslose Nostalgiker restlos vom Hocker reißen.“ (Cinema) HH

Die Drachenjäger Frankreich/Deutschland 2008, R: Guillaume Ivernel, Arthur Qwak

„In der Zukunft ist die Erde kein kein schöner runder Planet mehr, sondern besteht aus unzähligen übersichtlichen Bruchstükken, auf denen es sich die Erdbewohner mehr oder weniger gemütlich eingerichtet haben. Zu allem Überfluss machen ihnen allerdings noch ein paar Drachen das Leben schwer. Das Drachenjäger-Gespann Gwizdo und Lian-Chu machen sich gemeinsam mit Zoe auf, dem Einhalt zu gebieten. Die deutsch-französische Koproduktion zeigt einmal mehr, dass nicht nur die Amerikaner das CGI-Handwerk beherrschen. Und auch wenn die Vorlagen, von ‚Ice Age‘ bis ‚Shrek‘ unübersehbar sind. gelingt es dem Film einen ganz eigenen Charakter zu entwickeln, der nicht zu letzt vom nicht immer Kleinkind-tauglichen, anarchischem Witz profitiert.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, OL

Draußen bleiben Deutschland 2007, R: Alexander Riedel

“Dass man sie nicht „drin“ haben will in Deutschland, merkt die 16-jährige Valentina, die mit ihrer Mutter vor dem Kosovo-Krieg flüchtete, immer wieder: Sie lebte lange in einem Münchner Flüchtlingsheim, hangelte sich von Aufenthaltsgenehmigung zu Aufenthaltsgenehmigung. Eine Zukunftsperspektive hat sie nicht, was bei dem Teenager auch Aggressionen freisetzt. Alexander Riedels Dokumentarfilm beobachtet Valentinas Alltag, ohne Kommentar. Er verzichtet auf den Authentizität suggerierenden Wackelkamera-Stil und vermittelt in präzise ausgewählten Bildern ein Gefühl für die beklemmende Lebenswelt am Rande der deutschen Gesellschaft.“ (Rheinischer Merkur) HB

E

Ein einziger Augenblick USA 2007, R: Terry George, D: Joaquin Phoenix, Jennifer Connelly

„Kraftvolles Drama über einen verzweifelten Vater, der den Mann sucht, der die Schuld am Tod seines Sohnes trägt. Nach dem Roman ‚Eine Sekunde nur‘ von John Burnham Schwartz realisierte Terry George (‚Hotel Ruanda‘) in seinem ersten in den USA angesiedelten Film ein eindringliches Drama über Trauer, Schuld, Rache und Vergebung, das die Poesie der Vorlage in entsprechende bewegende Bilder übersetzt. Vor allem ist ‚Reservation Road‘ aber ein Film, der von der Leistung seiner Schauspieler lebt. Joaquin Phoenix ist als von Verzweiflung getriebener Vater ebenso stark wie Mark Ruffalo, der die inneren Konflikte eines Mannes, dem von Schuld der Atem geraubt wird, verdeutlicht.“ (Blickpunkt:Film) HH

Ein verlockendes Spiel USA 2008, R: George Clooney, D: George Clooney, Renée Zellweger

„Nach starkem Politfokus in seinen letzten Arbeiten als Schauspieler und Regisseur setzt George Clooney in seiner dritten Inszenierung auf unbeschwerte Unterhaltung. Vorbilder für seine romantische Komödie sind die Screwball-Klassiker der goldenen Hollywood-Ära. Überzeugend erweist er ihnen in witzigen Dialogduellen mit Reneé Zellweger Reverenz, die, unterstützt von einer liebevollen Ausstattung, die Rahmenhandlung überstrahlen.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI

Eisenfresser Deutschland 2007, R: Shaheen Dill-Riaz

„Eisenfresser“ nennt man die Saisonarbeiter aus dem armen Norden von Bangladesch, die im Süden, in den Abwrackwerften am Strand von Chittagong, barfuß und mit bloßen Händen Tanker und Containerschiffe zerlegen. Aus der Perspektive des unauffällig am Rand bleibenden Zeugen dokumentiert Regisseur Shaheen Dill-Riaz eine Schufterei, bei der weder Arbeits- noch Umweltschutz auch nur die geringste Rolle spielen. Er sammelt und montiert Bilder und Töne, die in ihrer Gesamtheit die Nahaufnahme eines Brachial-Kapitalismus ergeben, der buchstäblich über Leichen geht.“ (tip) HH

Es waren zehn - Hem Hayu Assarah Israel 1960, R: Hem Hayu Assarah, D: Oded Teomi, Ninette Dinar / Originalfssung mit Untertiteln

„Western kommen aus dem Westen, und sie sind aufgeladen mit Ideologie. Der ideologischste Western aller Zeiten jedoch stammt aus dem Nahen Osten: „Hem Hayu Assarah“ ist geradezu ein Manifest des Zionismus. Spätes 19. Jahrhundert: neun Männer und eine Frau, geflohen vor antisemitischen Pogromen im zaristischen Russland, lassen sich nieder im Norden Palästinas. Ein Meisterwerk des zionistischen Realismus, voll von heroischem Pathos, bedient der Film ungebrochen eine Erzählform, deren Codes lange Zeit bestimmend waren. Wie im klassischen Western betreten die Pioniere ein scheinbar unberührtes Land, und in der Dichotomie von Gut und Böse sind sie ungebrochen die Guten. Über die Vorstellung vom guten Araber jedoch wird auch die Aussicht auf eine Koexistenz in Frieden nicht verstellt.“ (Metropolis) HH

The Eye USA 2007, R: David Moreau, Xavier Palud, D: Jessica Alba, Alessandro Nivola

„Nach der Transplantation einer Netzhaut kann eine Violinistin, die seit ihrem fünften Lebensjahr erblindet ist, zwar wieder sehen, doch weitaus mehr als ihr lieb ist, da sie nun mit der Gabe des zweiten Gesichts ‚gesegnet‘ ist. US-Remake eines gleichnamigen asiatischen Horrorfilms, das trotz enger Anlehnung an die Vorlage nicht deren Dichte erreicht. Der Schrecken läuft sich in der westlichen Fassung bald in wenig originellen Effekten tot und bedient bestenfalls spiritistische Interessen. Dabei offenbaren sich indirekt wesentliche Unterschiede zwischen den beiden Kulturräumen.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

F

Falco – Verdammt, wir leben noch! Österreich 2008, R: Thomas Roth, D: Manuel Rubey, Patricia Aulitzky

„Der Hansi Hölzl war ja schon zu Lebzeiten eine Legende. Der Überflieger. DER Falco. Neben Schnitzel, Sachertorte und Mozartkugel der größte österreichische Exporthit. Dass sich seine Lieder auch ein paar US Bürger auf die (Platten-)Teller geholt haben, lässt noch heute Produzenten mit geschwellter Brust dasitzen. Und das Beste dran: Er ist tot. Eine der Grundvoraussetzungen, um in Wien, man möchte meinen in ganz Österreich, gemocht zu werden. Dramaturgisch ist die Vermischung der öffentlichen Person Falco und der des Hansi Hölzl leider einfach zu konstruiert. Wenn jeder Satz bei Alltagshandlungen wie eine Textzeile aus einem seiner Lieder klingt, stellt sich unweigerlich die Frage, ob sich hier das Leben an den Liedern orientiert und nicht umgekehrt. Diese schnörkellosen Kausalzusammenhänge wirken ungewollt lächerlich.“ (allesfilm.com) H, HB, HH, HL, KI

Fleisch ist mein Gemüse Deutschland 2008, R: Christian Görlitz, D: Heinz Strunk, Maxim Mehmet

„Der Hamburger Entertainer Heinz Strunk führt höchstpersönlich durch die Verfilmung seines gleichnamigen Bestsellerromans, einen autobiografischen Rückblick auf die 80er Jahre, in denen der Autor mit der Tanzkapelle Tiffanys und dem eloquenten Bandleader Gurki über die norddeutschen Dörfer getingelt ist. Zwar ist das Jammertal einer verklemmten Jugend wesentlich weicher gezeichnet als im Buch. Doch dafür gewinnt Strunks schlagerselige Geschichte durch exzellente Darstellungen der Frauenfiguren eine menschliche Dimension.“ (tip) H, HH, KI

Freischwimmer Deutschland 2007, R: Andreas Kleinert, D: Frederick Lau, August Diehl

“Rico ist unglücklich in seine Mitschülerin Regine verliebt und wird von dem tumben Sportlehrer Sammer schikaniert. Als Rico sich mit dem Kunstlehrer Wegner anfreundet, finden zwei Unverstandene zusammen, die es den andern endlich mal zeigen wollen. Hervorragende Schauspieler können nicht verhindern, dass der Horror hier eine reine Behauptung bleibt. Ein Genrefilm, der sich über weite Strecken nicht traut, Genre zu sein.“ (tip) H, HB

Funny Games U S USA/Frankreich/Großbritannien/Österreich/Deutschland/Italien 2007, R: Michael Haneke, D: Naomi Watts, Tim Roth

„Die Unmoral des gewalttätigen Mainstream-Kinos hat sich Michael Haneke bereits mit seiner ersten Version von ‚Funny Games‘ (mit dem brillanten Schauspielerpaar Susanne Lothar und Ulrich Mühe in den Hauptrollen) vorgenommen. Nun doppelt er nach mit ‚Funny Games US‘, einem Shot-by-Shot-Remake mit Naomi Watts und Tim Roth in den Hauptrollen. Auch diesmal hat der deutsch-österreichische Filmautor nicht etwa das medienkritische Publikum vor Augen, sondern den tumben – wiederum laut Haneke: amerikanischen Kinogänger, der sich über seinen fragwürdigen Konsum von Gewaltdarstellung keine Gedanken macht und sich übrigens auch den ersten Film nicht angesehen hat, was für Haneke Grund genug war, den zweiten zu drehen. Aber der neue Film krankt am Gleichen wie der alte: Wo der Sadismus der Täter ohne jede Erklärung gesellschaftlicher Zusammenhänge bleibt, ist der aufklärerische Furor reine Behauptung.“ (Neue Zürcher Zeitung) HB, HH, KI

G

Die Geheimnisse der Spiderwicks USA 2007, R: Mark S. Waters, D: Freddie Highmore, Mary-Louise Parker

„Tempo- und effektreiche Verfilmung einer Jugendbuchreihe über drei Geschwister, die eine Welt magischer Kreaturen wiederbeleben. Gute Effekte, dynamische Actionsequenzen und ein meist kitschfreier Ton sind die Stärken dieses Big-Budget-Abenteuers, das vor der Kamera Kinderstar Freddie Highmore in einer Doppelrolle und dahinter Spitzenkräfte der Branche präsentiert. Wirklich Neues erwartet den Harry-Potter-erfahrenen Fantasyfan zwar nicht, aber der Mix aus Witz und durchaus düsteren Spannungsmomenten garantiert trotzdem attraktives Family-Entertainment.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH

H

The Happening USA 2008, R: M. Night Shyamalan, D: Mark Wahlberg, Zooey Deschanel

„Wenn der Wind weht, wird es gefährlich im neuen Film von M. Night Shyamalan (“The Sixth Sense“). „The Happening“ beginnt im New Yorker Central Park: Spazierende Menschen verharren ohne erkennbaren Anlass mitten in der Bewegung und verüben dann Selbstmord oder gehen anderen an die Gurgel. Ähnliche Vorfälle werden aus allen Teilen des Landes gemeldet. Was steckt dahinter? Terroristen? Ein biochemischer Angriff? Nein -- Pflanzen! Shyamalan trägt seine Fleurop-Apokalypse mit heiligem Ernst vor, ohne sich der grotesken Banalität seines Öko-Schwurbels scheinbar je bewusst zu sein. Peinlicher Höhepunkt ist eine Szene, in der sich Wahlberg bei einer Topfpalme entschuldigt - die allerdings aus Plastik ist.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Happy-Go-Lucky Großbritannien 2008, R: Mike Leigh, D: Sally Hawkins, Eddie Marsan

Gehen Ihnen nicht auch jene Leute furchtbar auf die Nerven, die ständig gute Laune haben? Diese ewig lächelnden Gutmenschen, die dann meist auch noch missionarisch jeden dazu bekehren wollen, alles positiv zu sehen? Genau solch ein Mensch ist Poppy, eine 30jährige Londoner Vorschullehrerin, deren Optimismus schon fast monströse Züge annimmt. In Leighs‘„Naked“ von 1992 stand ein durch und durch zynischer Misanthrop im Mittelpunkt, und „Happy-Go-Lucky“ wirkt nun wie der absolute Gegenentwurf dazu. Mit der gleichen Radikalität wird hier wieder die Welt ganz aus der Perspektive der Protagonistin gesehen, und vielleicht ist es eine der größten Leistungen von Leigh, dass ihm das auch hier gelingt. Denn diese etwa laute, immer in schreienden Farben gekleidete Frau, die zuerst wie ein emotionales Stehaufmännchen wirkt, bekommt im Laufe des Films eine ganz erstaunliche Tiefe. (hip)

H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Höhle des gelben Hundes Deutschland 2005, R: Byambasuren Davaa, D: Batchuluun Urjindorj

„Mit der ‚Geschichte vom weinenden Kamel‘ bewies die Regisseurin Byambasuren Davaa ihr Gespür für atemberaubende Naturdarstellungen. Mit ,Die Höhle des gelben Hundes‘ entführt sie den Zuschauer erneut in ihre mongolische Heimat und zeigt ein kleines Mädchen, das in der Steppe einen Hund findet. Die Geschichte betont das harmonische Zusammenleben von Mensch und Natur und die Lebendigkeit alter Mythen und religiöser Vorstellungen in Zeiten des Umbruchs.“ (Rheinischer Merkur) HB

Horton hört ein Hu! USA 2008, R: Steve Martino, Jimmy Hayward

„Elefant Horton, der im Dschungel lebt, gilt als gutmütig und zuverlässig. Eines Tages hört er Stimmen aus einem Staubkorn – die Gemeinschaft der winzigen Hus bittet ihn um die Errettung ihrer bedrohten Hu-Heimat. Als Horton die Winzlinge zu seinen Schutzbefohlenen erklärt, wird er von den restlichen Dschungelbewohnern für übergeschnappt erklärt und bald sogar als Bedrohung empfunden. Die Animationskünstler von ‚Ice Age‘ haben für ihren neuesten Zauberstreich wieder in die digitale Trickkiste gegriffen und die Adaption der erfolgreichen Kinderbuchvorlage von Dr. Seuss (‚Der Grinch‘) zu einer quirlig farbenfrohen Toleranzbotschaft gepixelt.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, HL, KI, OL

I

Ich. Immendorff Deutschland 2007, R: Nicola Graef

„‚Ich. Immendorff‘ dokumentiert die letzten zwei Jahre im Leben des 1945 geborenen und wohl berühmtesten zeitgenössischen deutschen Malers, Jörg Immendorff, bis zu seinem Tod am 28. Mai 2007. Zunehmend gezeichnet von der Nervenkrankheit ALS, gewährte der Meister der Filmemacherin Nicola Graef viele lange und intime Gespräche in seinem Düsseldorfer Atelier. Außerdem kommen seine Mutter, die Ehefrau, sein Arzt, alte Weggefährten wie Markus Lüpertz und neue Bewunderer wie der leicht überdreht-enthusiastische Jonathan Meese zu Wort. Nur Prostituierte und Drogen, deren er sich auch bisweilen bediente, kommen in dem unverhohlen bewundernden, aber durchaus aufschlussreichen Porträt des sensiblen Egomanen nicht vor, der es vom Protestkünstler zum Hofmaler von Kanzlers Gnaden brachte.“ (Der Spiegel) H, HH, OL

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels USA 2008, R: Steven Spielberg, D: Harrison Ford, Cate Blanchett

„Im neuen Indiana-Jones-Spektaktel, das im Jahr 1957 spielt, muss sich der Held mit bösen Sowjetrussen herumschlagen, angeführt von der schönen Irina Spalko (Cate Blanchett). Doch bald muss sich Jones einer größeren Macht stellen: Außerirdischen. Die Geschichte führt Jones und den jungen Mutt (Shia LaBeouf), von dem sich bald herausstellt, dass er Indys Sohn ist, nach Südamerika. Auf der Suche nach einem geheimnisvollen Kristallschädel, offenbar der Kopf eines Aliens, überstehen sie zahllose Verfolgungsjagden durch Dschungel und staubige Tempelruinen. Die Spezialeffekte, vor allem in den letzten 30 Minuten, erinnern dabei verdächtig an Bilder aus Spielbergs Science-Fiction-Filmen ‚Unheimliche Begegnung der dritten Art‘ und ‚E. T. – Der Außerirdische‘. Im Alter von 61 Jahren scheint Spielberg offenbar einige seiner größten kommerziellen Erfolge kombinieren zu wollen – mit durchwachsenem Ergebnis.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Insel der Abenteuer USA 2008, R: Jennifer Flackett, Mark Levin, D: Jodie Foster, Abigail Breslin

Ein kleines Mädchen, das alleine auf einer Insel gefährliche Abenteuer besteht und eine Erwachsene, die sich so hilflos gebärdet wie ein Kind. Solche Geschichten lieben Kinder, und man merkt es diesem Film in jeder Einstellung an, dass sich sowohl die Autorin der Vorlage wie auch die Filmemacher genau überlegt haben, wie sie ihr Zielpublikum am geschicktesten verführen können. Die kleine Nim lebt in einer paradiesischen Abenteuerwelt, und die kleinen Zuschauer müssen nie wirklich Angst haben, dass ihr oder ihrem Vater tatsächlich etwas Schlimmes passiert. Stattdessen werden Erwachsene von einem Kind in die Flucht geschlagen oder müssen etwas Ekliges essen, und sogar die Fürze eines digitalen Seehundes werden als taktische Waffe eingesetzt. Jodie Foster hat wohl noch nie so übertrieben agiert, aber bei der Slapstickrolle einer hilflosen Stadtneurotikerin ist genau dies auch angemessen. (hip)

H, HB, HH, HL, KI, OL

Iron Man USA 2008, R: Jon Favreau, D: Robert Downey Jr., Gwyneth Paltrow

„‚Iron Man‘ ist ein vorrangig in den USA berühmter Comic-Superheld aus dem Marvel-Universum, der seine gold- und rotglänzende Rüstung nun auch im Kino anlegt. Der Waffenfabrikant Tony Stark, genialer Erfinder und eitler Playboy, gerät im afghanischen Krisengebiet in Gefangenschaft, kommt beinahe ums Leben – und kann sich nur mit Hilfe eines metallenen Anzugs aus der Höhle der Terroristen befreien. Entsetzt über die gewaltige Wirkung seiner Waffen in freier Wildbahn beschließt Stark, fortan als Gerechtigkeitshüter im maßgeschneiderten Hightech-Gewand zu wirken. Regisseur Jon Favreau (‚Buddy – der Weihnachtself‘) steuert das Action-Spektakel humorvoll durch diverse Drehbuchschwächen. Ohne die Lebendigkeit und herrliche Selbstironie des aus der Drogenhölle entkommenen Hauptdarstellers Robert Downey Jr. wäre der Kino-Eisenmann allerdings ein klarer Fall für den Schrottplatz.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

K

Keinohrhasen Deutschland 2007, R: Til Schweiger, D: Til Schweiger, Nora Tschirner

„Mit einer Mischung aus Selbstironie und Selbstgefälligkeit spielt Schweiger einen aasigen Weiberhelden, den Berliner Boulevardreporter Ludo, der gemeinsam mit dem Fotografen Moritz die Hauptstadtprominenz belästigt. Ludo platzt unangemeldet in die Verlobungsfeier von Boxer Wladimir Klitschko (recht überzeugend dargestellt von Klitschko persönlich) mit der Schauspielerin Yvonne Catterfeld und demoliert aus Versehen die festlich gedeckte Tafel. Derart muffige Rollenmuster haben die meisten modernen Hollywood-Filme seit Jahren überwunden. Kürzer, knapper müsse das Ganze rüberkommen, erkennt sie bald – ein Ratschlag, den der Filmemacher Schweiger leider missachtet hat. Stattdessen dehnt er selbst die gelungenen Gags derart schamlos, bis auch der letzte Lacher auf der Strecke bleibt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI

Kinski – Jesus Christus Erlöser Deutschland 2008, R: Peter Geyer, D: Klaus Kinski

„Dokumentation über die legendäre ‚Jesus Christus Erlöser‘-Rezitation von Klaus Kinski im November 1970 in Berlin, die durch Zwischenrufe des Publikums zum Debakel wurde. Der klug montierte Film gibt die spannungsgeladene Dramaturgie des Abends nahezu chronologisch wieder. Ein aufregendes und zugleich amüsantes Zeitdokument über das debattiersüchtige Berliner Milieu der frühen 1970er-Jahre, in dem Ernsthaftigkeit und Verbohrtheit oft nahe beieinander lagen.“ (filmdienst) HB, HH, HL

Kirschblüten – Hanami Deutschland 2008, R: Doris Dörrie, D: Elmar Wepper, Hannelore Elsner

„‚Kirschblüten – Hanami‘ ist ein tieftrauriger und zugleich sehr beglückender Film über den Tod. Ein Verwaltungsbeamter, dessen Frau Trudi überraschend verstorben ist, bricht aus seiner bayerischen Heimat nach Japan auf – in ein Land, von dem Trudi zeitlebens geträumt hat. Neugierig und mit wieder erwachenden Sinnen erkundet er die fremde Kultur und erfährt dabei, wie stark die Liebe zu seiner Frau wirklich war. In ihrem bislang stärksten Film erzählt Doris Dörrie feinfühlig, lakonisch und bewegend von Verlust, Trauer und der Lebenslust im Angesicht des Todes.“ (Der Spiegel) H, HH, HL

L

Lenin kam nur bis Lüdenscheid Deutschland 2008, R: André Schäfer

„Mit Hilfe von Regisseur André Schäfer bringt Autor Richard David Precht (‚Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?‘) seine gleichnamigen Kindheitserinnerungen auf die große Leinwand und spannt dabei den Bogen vom DKP-Zeltlager bis zum Mauerfall, wobei ihn der von ihm selbst gesprochene Off-Kommentar unterstützt. Zwischen privater Biografie und Weltgeschichte öffnet sich ein Spannungsfeld, in dem sich unzählige humorvolle Anekdoten tummeln, aber auch ein gewisser Wehmut umgeht. Von der Kindheit bis zur Reife entdeckt er alle Widersprüche und Absonderlichkeiten, die seinem Leben einen hohen Unterhaltungswert geben und obendrein historisch so einiges erhellen.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH

Les témoins - Die ZeugenFrankreich 2007, R: André Téchiné, D: Michel Blanc, Emmanuelle Béart / Originalfassung mit Untertiteln

„Anhand eines Beziehungsdramas erzählt Téchiné vom aufkeimenden AIDS-Virus in den 80er Jahren. Manu, 20, kommt nach Paris und teilt sich dort ein Hotelzimmer mit seiner Schwester Julie. Eines Abends lernt Manu den homosexuellen Arzt Adrien kennen, mit dem ihn rasch eine unbeschwerte, platonische Freundschaft verbindet. Bald darauf schließt Manu Bekanntschaft mit einem jungen, ungewöhnlichen Ehepaar. Manus Einbruch in das Leben von Julie, Adrien, Mehdi und Sarah erschüttert erdbebengleich deren Beziehungsgeflecht. Unbeabsichtigt bewirkt Manu, dass sie sich ihre wahren Sehnsüchte eingestehen.“ (Metropolis) HH

Lost in Translation USA/Japan 2003, R: Sofia Coppola, D: Scarlett Johansson, Bill Murray / Originalfassung mit Untertiteln

“,Sleepless in Tokyo‘ müsste der zweite Film von Sofia Coppola eigentlich heißen. Aber das Nachtleben, in das sich die beiden Jetlag-geplagten und krisengeschüttelten Amerikaner gezwungenermaßen stürzen - sie mit eben abgeschlossenem Philosophiestudium, frisch verheiratet, er Ende fünfzig, Schauspieler, ehemüde -, ist nicht weniger verwirrend als der helllichte Tag. In wunderbar leichtem Ton wird hier eine Zufallsbekanntschaft an der Hotelbar mit Übersetzungsproblemen in der Fremde verbunden, wird das ,umständliche‘ japanische Gerede vor dem Hintergrund einer anderen Kultur mit ihrer exaltierten Werbe- und Freizeitindustrie verständlich.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

Love Vegas USA 2008, R: Tom Vaughan, D: Cameron Diaz, Ashton Kutcher

„Eine der wohl infantilsten Hollywood-Liebeskomödien der letzten Jahre. Sie nimmt ihren Anfang in Las Vegas, Amerikas Hauptstadt des kindischen Vergnügens, wo eine beziehungsgestörte New Yorkerin auf einen Hänger trifft, der partout nicht erwachsen werden will. Es kommt, wie es kommen muss: Man feiert, besäuft sich, heiratet und wacht mit Kater sowie ungewolltem Ehering auf. Was im Rausch zusammengefügt wurde und schnellstmöglich wieder geschieden werden soll, muss im Alltag jedoch per Gerichtsbeschluss eine Bewährungsprobe bestehen, denn auf dem Spiel steht ein beträchtlicher Jackpot. Der Film von Tom Vaughan ist albern, einfallslos und am Ende mit seiner Gutmenschmoral schlicht unerträglich.“ (Neue Zürcher Zeitung) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

M

Marie Antoinette USA 2006, R: Sofia Coppola, D: Kirsten Dunst, Jason Schwartzman / Orignalfassung mit Untertiteln

“Porträt der französischen Königin Marie Antoinette von ihrer Verlobung mit dem Dauphin und späteren König Ludwig XVI. bis hin zur Flucht des Paares aus Paris während der französischen Revolution. Regisseurin Sophia Coppola blendet soziale und politische Zusammenhänge aus und lässt sich ganz auf die subjektive Sicht ihrer Hauptfigur ein, die sich mit Kauforgien, Partys und einer schalen Affäre aus der Langeweile und der strengen Etikette flüchtet. Ohne selbst in Oberflächlichkeiten zu erstarren, werden dabei konsequent die Grenzen der dekadenten höfischen Welt reflektiert.“ (filmdienst) HH

Mein Bruder ist ein Einzelkind Italien/Frankreich 2007, R: Daniele Luchetti, D:Elio Germano, Riccardo Scamarcio

„Accio ist ein Scheusal, so wird er genannt, und so sieht er sich selbst. Opposition ist bei ihm zur Lebenshaltung geworden. Wenn sein älterer Bruder Manrico zum Arbeiterführer wird, schließt er sich den Faschisten an. Aber obwohl der Bruderstreit auf der politischen Bühne ausgefochten wird, dreht sich letztlich doch alles um Francesca. Für diese dramatisch-komische Hassliebesgeschichte greift Regisseur und Autor Daniele Luchetti lustvoll zum Klischee-Tausch: Der introvertierte Intellektuelle läuft den Faschisten nach, der einfach gestrickte Frauenheld wird zum radikalen Linken. Trotz guten Darstellern und einem soliden Drehbuch dürfte es der Film außerhalb Italiens nicht leicht haben, denn er setzt eine ganze Menge an Vorwissen zur politischen Landkarte Italiens in den sechziger und siebziger Jahren voraus. Eine mit praller Italianità garnierte Geschichtslektion – für Heimweh-Italiener?“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

N

Nie wieder Sex mit der Ex USA 2008, R: Nicholas Stoller, D: Jason Segel, Kristen Bell

„Sympathischer Loser wird trifft beim Urlaub in Hawaii ausgerechnet auf seine erfolgreiche Freundin, die ihn eben verlassen hat, und ihren glamourösem neuen Rockstar-Liebhaber. Stilsicher inszenierte Komödie über die Komplikationen im Liebesleben uncooler moderner Männer.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

No Country for Old Men USA 2007, R: Ethan Coen, Joel Coen, D: Tommy Lee Jones, Javier Bardem

„Mit einer verblüffend werkgetreuen Cormac-McCarthy-Adaption gelingt den Gebrüdern Coen der wuchtigste Film ihrer Karriere. Vordergründig ein Thriller, in dem ein geplatzter Drogendeal die Suche eines Killers (Bösewicht der Dekade: Javier Bardem) und eines Sheriffs nach einem Cowboy und seiner Millionenbeute motiviert, ist ‚No Country for Old Men‘ in seinem schwarzen Herzen eine lakonische Studie eskalierender Gewalt in God’s Own Country, vor der nur noch die Flucht in die Erinnerung an bessere Zeiten hilft.“ (tip) HB

P

Paranoid Park USA/Frankreich 2007, R: Gus Van Sant, D: Gabe Nevins, Taylor Momsen

„Ein 16-Jähriger aus Portland, der nur beim Skateboard-Fahren seine Erfüllung findet, lässt sich von der Idee begeistern, auf Frachtzüge aufzuspringen, wobei er den Tod eines Wachmanns verschuldet. Ohne mit jemandem darüber zu sprechen, will er sein bisheriges Leben weiterführen. Eine irritierende Studie der Langeweile, Desorientierung und der erschreckenden Abwesenheit von Emphatie und Moralität. Beiläufig-souverän inszeniert und kongenial fotografiert, erschwert die diskontinuierliche Erzählstruktur des Jugenddramas die assoziativen Zugänge zum Verstehen des Protagonisten.“ (filmdienst) H

Penelope Großbritannien/USA 2006, R: Mark Palansky, D: Christina Ricci, Reese Witherspoon

„Christina Ricci kämpft als Aristokratentochter gegen einen mysteriösen Familienfluch. Die farbenfrohe und verspielte Inszenierung des modernen Märchens verrät Hingabe. Der Zuschauer träumt sich mit Penelope durch eine fantastische Welt voller Zuckerwatte und Seifenblasen und wird dabei stets auf ein samtenes Wohlfühlkissen gebettet. Die offensichtliche Kritik am Schönheitswahn kommt nicht als Moralkeule daher, sondern als kitzelnder Zeigefinger, der uns Schmunzeln lässt.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Prom Night USA 2008, R: Nelson McCormick, D: Brittany Snow, Scott Porter

„Formelhafter Teenhorrorthriller, der mit dem Slasherfilm von 1980 zwar den Titel teilt, jedoch nicht als offizielles Remake zu verstehen ist. Entsprechend dem PG-13-Rating blendet Regisseur J. S. Cardone allzu brutale Details aus. Überraschungen mag es nicht geben, Platz Eins der US-Kinocharts erreichte ‚Prom Night‘ dennoch.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

S

Saturno contro Italien/Frankreich 2007, R: Ferzan Özpetek, D: Pierfrancesco Favino, Stefano Accorsi

„Auch für Nicht-Astrologen ist schnell klar, dass der titelgebende ‚gegenläufige Saturn‘ Pech bedeutet. Das Treffen der bunt gemischten Clique um das schwule Paar Davide und Lorenzo endet mit Lorenzos Zusammenbruch. Sein Koma konfrontiert die Freunde mit ihrer eigenen Endlichkeit und stellt das Leben jedes Einzelnen auf den Prüfstand. Ferzan Ozpetek hat sein sympathisches Ensemble so leichthändig geführt, dass man sich unweigerlich an französische Filme der 90er Jahre erinnert fühlt. Eine schön fotografierte, wunderbare Ode an die Freundschaft.“ (Cinema) HH

Das schöne Ende dieser Welt Deutschland 1984, R: Rainer Erler, D: Judy Winter, Götz George

„Im Westen Australiens wandelt sich ein deutscher Chemiker, der für eine Industrieanlage seines Konzerns Land aufkaufen soll, zum engagierten Umweltschützer. Ein Film, der zwar durch die Fülle der Fakten, das brisante Thema und das glaubhafte Engagement für sich einnimmt, der wegen seinerVereinfachungen und der abenteuerlichen Rahmenhandlung aber kaum überzeugt.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Sex and the City – The Movie USA 2008, R: Michael Patrick King, D: Sarah Jessica Parker, Kim Cattrall

„Wo sind die Dildos und Bonmots, die zynischen Sprüche, männermordenden Kommentare, politisch unkorrekten Seitenhiebe, die tabulosen, rasant-sinnlich gefilmten Sexszenen? Überhaupt: Wo ist New York? Dieser Film könnte überall spielen, die Stadt der Städte, in der Serie stets die Fünfte im Bunde, hat nur eine Nebenrolle abbekommen. Natürlich geht es auch im Film um Labels und Liebe, alles ist sogar noch eine Nummer größer als im TV, ein Festival der Nobelmarken, Traumschuhe, Traumkleider, Traumtaschen. Doch Sarah Jessica Parker, Kristin Davies, Kim Cattrall und Cynthia Nixon sind keine Singles mehr, sondern gefangen in ihren Beziehungen, ziehen nicht mehr durch die Bars und Clubs, sondern kreiseln nur noch um sich selbst. Und das ist eben selten witzig.“ (Der Tagesspiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Shutter – Sie sehen dich USA 2008, R: Masayuki Ochiai, D: Rachael Taylor, Joshua Jackson

„Nach einem Autounfall verfolgt eine vermeintlich überfahrene Frau ein beruflich in Tokio weilendes Ehepaar. Die zunächst nur auf den Fotos des Modefotografen erscheinenden Schlieren und Schemen materialisieren sich bald in handfesten Geistererscheinungen, die der Frau des Fotografen Botschaften aus der dunklen Vergangenheit ihres Mannes vermitteln. Routiniert inszeniertes Remake eines thailändischen Gruselfilms, dem es nicht gelingt, die wahrhaft bedrohlichen Aspekte des Sujets auch nur in Ansätzen zu verdeutlichen.“ (filmdienst) HB

Sommer Deutschland 2008, R: Mike Marzuk, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Jannis Niewöhner

„Tim ist der neu zugezogene Außenseiter auf einer kleinen Nordseeinsel. Ein beengtes Umfeld, in dem sich Tim mit der schnöseligen Surfer-Gang anlegt und sich in die Freundin von deren Anführer verliebt. Weitgehend überraschungsarme Teenie-Liebesgeschichte als Vehikel für den Nachwuchsschauspieler Ochsenknecht (“Die Wilden Kerle“).“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Statysci - Die Statisten Polen/China 2006, R: Michael Kwiecinski, D: Kinga Preis, Stanislaw Brudny / Originalfassug mit englischen Untertiteln

„Ein Filmteam aus China kommt nach Polen, um einen tragischen Film zu drehen. Als Statisten am Set werden Bewohner der polnischen Stadt Konin engagiert. Die chinesischen Filmemacher suchen extrem traurige Gesichter unter der polnischen Bevölkerung aus. Sie haben sich für Polen als Drehort entschieden, weil sie die Polen für eine besonders traurige und verbitterte Nation halten, und genau solche enttäuschten Europäer werden als Statisten gebraucht. Die Ereignisse während des Drehs führen jedoch dazu, diese Klischees zu revidieren. Es werden Freundschaften geknüpft und es wird auch um Liebe gekämpft. Die Arbeit der Polen bei dieser ausländischen Produktion, verbunden mit der Notwendigkeit, sich den auf dem Set herrschenden Regeln unterzuordnen, führt zu Situationen voller Komik.“ (Metropolis) H, HB, HH

T

Tanz mit der Zeit Deutschland 2007, R: Trevor Peters

„Vier ehemalige Tänzerinnen und Tänzer der Leipziger Oper, 64 bis 80 Jahre alt, kehren noch einmal auf die Bühne zurück. Der Dokumentarist Trevor Peters begleitet das Projekt der Choreografin Heike Hennig und lässt durch dazwischengeschnittene Interviews mit den Protagonisten sowie mit Archivaufnahmen vier außergewöhnliche Lebensgeschichten Revue passieren. Formal eher konventionell, berührt der Film doch durch seine lebensfrohe Reflexion über das Alter.“ (filmdienst) HH

Tapas Spanien 2005, R: José Corbacho & Juan Cruz, D: Ángel de Andrés, María Galiana / Originalfassung mit Untertiteln

„Corbacho und Cruz erzählen Alltagsgeschichten aus Barcelona. Ihre ebenso humor- wie liebevollen Beschreibungen des Lebens im Barrio, der Vorstadt, verraten die gute Milieukenntnis der beiden Regisseure. Da sind zum Beispiel César und Opo, beide Anfang 20, die Regale im Supermarkt auffüllen, aber in den Gedanken bereits im Urlaub sind. Oder der Wirt Lolo, der von seiner Frau einfach mit dem Abwasch sitzen gelassen wird, und einen chinesischen Koch einstellt. Der nennt sich Mao und kann nicht nur phantastische Gerichte zaubern, sondern hat auch viel von Bruce Lee gelernt hat.“ (filmkunstmesse) HH

Things We Lost in the Fire USA 2007, R: Susanne Bier, D: Benicio Del Toro, Halle Berry

„Als ihr Mann erschossen wird, nimmt eine junge Witwe mit zwei kleinen Kindern dessen drogensüchtigen Freund bei sich auf, um eine Art Verbindung zu dem Toten zu halten. Für den Abhängigen bedeutet dies eine Wendung zum Guten, doch je mehr er den Platz der Vaterfigur für die Kinder einnimmt, umso weniger hält die Frau die Nähe aus. Ein von zwei fabelhaften Hauptdarstellern getragener Film, die ihren Charakteren Stärke und Glaubwürdigkeit verleihen und das feinfühlige Drama geschickt im Spannungsfeld zwischen Trauer und Angst vor der nächsten Zukunft in der Schwebe halten.“ (filmdienst) HB, HH, KI, OL

U

Unser Planet Schweden/Norwegen/Dänemark 2006, R: Michael Stenberg, Linus Torell, Johan Söderberg

„Dokumentarische Bestandsaufnahme des ökologischen Jetzt-Zustands der Erde und ihrer daraus ableitbaren Zukunft. Dabei montiert der Film seine ernst zu nehmenden Argumente mit rasanter Geschwindigkeit und unterlegt den Fluss der Bilder mit einem stakkatoartigen Elektro-Beat, der den Gedanken nahe legt, ökologisches Bewusstsein solle dem Zuschauer eingehämmert werden. Doch die Rechnung geht nicht auf: Der Film erliegt dem Rausch der eigenen Geschwindigkeit und argumentiert kontrapunktisch zu seinem wichtigen Anliegen.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Unsere Erde – Der Film Großbritannien/Deutschland 2007, R: Alastair Fothergill, Mark Linfield

„‚Unsere Erde‘ ist die wohl aufwendigste Naturdokumentation aller Zeiten, eine epische Expedition zu den letzten Paradiesen des Planeten. BBC-Regisseur Alastair Fothergill (‚Deep Blue‘) zeigt kleine und große Eisbären, Löwen auf Elefantenjagd, Paradiesvögel im Liebesrausch, wasserscheue Paviane und todesmutige Entenküken beim Jungfernflug – aber keine Menschen. Nur die Stimme von Ulrich Tukur gibt dem Zuschauer ein paar Fakten an die Hand, aber in der Regel sprechen die spektakulären Bilder für sich: Zoologie als wahres Kinowunder.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI, OL

Urmel voll in Fahrt Deutschland 2007/08, R: Reinhard Klooss, Holger Tappe

„Zu seinem Geburtstag bekommt der Dino Urmel ein Panda-Mädchen als ‚Schwesterchen‘ geschenkt, mit dem er sich zunächst gar nicht versteht. Doch dann verschlägt es die beiden auf eine Insel, wo sie es mit den verschlagenen Betreibern eines Vergnügungsparks zu tun bekommen. Als ihr Verschwinden bemerkt wird, setzen ihre Freunde einen Suchtruppe in Bewegung. Temporeiche, kindgerechte Zeichentrick-Geschichte, die in anrührenden Szenen vom Wert wahrer Freundschaft erzählt und sich gleichzeitig bemüht, die Hauptfigur des Kinderbuchautors Max Kruse einem Modernisierungsprozess zu unterziehen.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

V

Verliebt in die Braut USA 2008, R: Paul Weiland, D: Patrick Dempsey, Michelle Monaghan

„Der erfolgreiche Frauenschwarm Tom verliebt sich just in jenem Moment ernsthaft in seine beste Freundin Hannah, als jene im Begriff steht, sich anderweitig zu verheiraten. Vor dem unweigerlich eintretenden Happy-End muss Tom als ‚Brautjungfer‘ nun erst einmal seine Machoallüren ablegen und seine einfühlsame ‚weibliche Seite‘ entdecken. Regisseur Paul Weiland hat diese Story einer Läuterung als romantische Komödie mit gelegentlichen Slapstikkeinlagen inszeniert, die in ihrer geballt freundlichen Harmlosigkeit wohl niemandem weh tun wird.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI

The Virgin Suicides - Verlorene Jugend USA 1999, R: Sofia Coppola, D: James Wood, Kathleen Turner / Originalfassung ohne Untertitel

“Unter dem strengen Reglement des Elternhauses zerbrechen vier Schwestern, die nach dem Selbstmord der Jüngsten in einer Nacht gemeinsam den Tod suchen. Eine ebenso eindrucksvolle wie irritierende Studie, die die im Prinzip düstere Geschichte in frohe Farben taucht und die 70er Jahre nicht als Ära des Liberalismus feiert, sondern sie als Hort kleinbürgerlichen Denkens darstellt.“ (filmdienst) HH

W

Der Weiße mit dem Schwarzbrot Deutschland 2007, R: Jonas Grosch

„Der Weiße mit dem Schwarzbrot“ wird der Schauspieler und frühere RAF-Terrorist Christof Wackernagel in seiner heutigen Wahlheimat Mali genannt, wo er den Einheimischen unter anderem deutsche Backkunst nahezubringen versuchte. Jonas Groschs kurzweilige Dokumentation porträtiert Wackernagel als sympathisch versponnenen und zugleich abgeklärten Weltverbesserer. Voller Begeisterung, aber auch mit viel Selbstironie erzählt er von seinen Projekten, lässt den Zuschauer an den Nervenproben im afrikanischen Alltag teilhaben, geht klarsichtig mit seiner terroristischen Vergangenheit ins Gericht - und zeigt sich mit wilden, raumgreifenden Gesten als Mann, der kaum weiß, wohin mit seinem Tatendrang.“ (Der Spiegel) HB, HH

Die Welle Deutschland 2008, R: Dennis Gansel, D: Jürgen Vogel, Frederick Lau

„Rainer Wenger ist Lehrer an einem deutschen Gymnasium. Er soll in einer Projektwoche das Thema Autokratie durchnehmen. Die Klasse bezweifelt, dass eine Diktatur wie in Nazideutschland heute noch möglich wäre. Der Lehrer beginnt spontan ein Experiment. Die Schüler müssen ihn fortan mit Herr Wenger ansprechen, bei jeder Wortmeldung aufstehen, gerade sitzen. Die Klasse macht mit und nimmt die Regeln der nächsten Tage mit wachsender Begeisterung auf: eine Uniform, ein Logo, ein gemeinsamer Gruß. Dennis Gansel verfilmt zum ersten Mal für das Kino ein schulisches Experiment, das der Geschichtslehrer Ron Jones 1967 an einer kalifornischen Highschool durchführte.“ (cinefacts) H, HB, HH, HL, KI

Y

You Kill Me USA 2007, R: John Dahl, D: Ben Kingsley, Téa Leoni

„Bittersüß, einfallsreich und mit viel Witz belebt John Dahl das oft bemühte Konzept vom Verbrecher mit Problemen. Frank (Ben Kingsley) war mal Chef-Ausputzer der polnischen Gangster im ländlichen Buffalo, heute ist er versoffen und verbockt seine Aufträge. Also schickt man ihn nach San Francisco zu den Anonymen Alkoholikern. Dort lernt er Laurel (Téa Leoni) kennen, der Franks Arbeit egal ist, solange er nur nicht schwul ist oder verheiratet oder irgendein Scheißkerl. Kingsley und Leoni spielen ihr ungleiches Paar mit mitreißendem Vergnügen.“ (tip) H, HH

Z

10 Fragen an den Dalai Lama USA 2006, R: Rick Ray

“Der amerikanische Dokumentarfilmer Rick Ray hat in Dharamsala, der indischen Residenz des Dalai Lama, vor einigen Jahren ein Gespräch mit d H, HB, HH, HL, em Oberhaupt der Tibeter geführt. Zehn Fragen durfte er stellen, bei deren Vorbereitung wirkten alle seine amerikanischen Freunde mit. In der Zwischenzeit haben die Fragen an Aktualität nichts eingebüsst, sie entspringen allerdings einer westlichen Perspektive. (Was würden wohl Tibeter oder Inder den Dalai Lama fragen?) Das Interview ist unterlegt mit Aufnahmen aus der Kultur der Exiltibeter in Indien (vor allem aus Klöstern) und mit Archivmaterial zur Geschichte Tibets; letzteres illustriert die chinesische Besetzung und auch die frühen Jahre des Dalai Lama. Der Film ist schlicht gemacht und informativ.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HH