piwik no script img

Archiv-Artikel

„Die Zeitung hat eine glorreiche Zukunft“

Beim Printkongress auf dem Medienforum NRW machten sich Verleger und Zeitungslobbyisten gegenseitig Mut

In Raum zwei der Kölner Rheinparkhallen roch es am Dienstag ganz dezent nach Verwesung. Denn nachdem auf dem Medienforum NRW tags zuvor vor allem über Film, Fernsehen und Internet diskutiert worden war, sollte es nun, beim Printkongress, um die Zukunft der Zeitung gehen – und die wird bekanntlich seit Jahren regelmäßig für tot erklärt. Dabei ist sie nicht mal scheintot.

So düster nämlich, wie vor allem die Online-Fraktion gerne glauben macht, sieht es gar nicht aus. Zwar haben sich Lesegewohnheiten verändert, sind Auflagen gesunken – verschwunden ist die Zeitung aber immer noch nicht. Der Präsident der Zeitungsorganisation Ifra, Horst Pirker, sorgte deshalb für etwas Frischluft, als er in seinem Vortrag euphorisch prophezeite: „Die Zeitung hat eine glorreiche Zukunft – auch auf Papier!“

Eine von Pirkers Thesen ist, dass Zeitungen drei Leben haben. Sie werden als Kaufzeitung geboren, wachsen dann zu einem Hybrid aus beleibter Haupt- und abgespeckter Nebenzeitung heran wie etwa bei Welt und Welt kompakt. Und im dritten, hierzulande noch ausstehenden Stadium wird aus der Kauf- eine Gratiszeitung, jedoch kein dröger Anzeiger, wie er wöchentlich in den Hausfluren rumliegt, sondern ein zwar anzeigenfinanziertes, aber inhaltsstarkes Blatt.

Dass der Inhalt letztlich wichtiger ist als der Verbreitungsweg, war dann auch Konsens bei der Podiumsdiskussion. Es komme darauf an, in welcher inhaltlichen Qualität etwas aufbereitet werde, sagte Tonio Kröger, Chef der Werbeagentur DBB. Oder wie Pirker bemerkte: „Der Verleger muss wissen, für wen er die Zeitung macht und was der davon hat.“ Es gelte, die jeweilige Kernkompetenz zu stärken, die Leserschaft zu pflegen – und bloß keine Zeitung für jeden zu machen.

Stefanie Lüdecke vom Onlinevermarkter Quality Channel wies darauf hin, dass das Internet nicht zwangsläufig das Aus für das gedruckte Wort bedeute: „Im Netz kann man günstig experimentieren – und dann ein Printprodukt daraus machen.“ So wolle etwa Spiegel Online Geschichten aus seinem Zeitgeschichtsportal eines Tages als Buch herausbringen.

Dennoch hat sich in Köln gezeigt, wie einseitig Online- und Zeitungsanbieter häufig denken. Pirker empfahl den Verlegern deshalb abschließend, beide Seiten der Medaille zu polieren: „Kümmern Sie sich um die Zeitung, als gäbe es die digitale Welt nicht; und ums Internet, als gäbe es keine Zukunft für die Zeitung.“ BORIS ROSENKRANZ, KÖLN