: berliner szenen Freikarten für Abfall
Im Prinzenbad
Abseits der Menge war der Prinz sehr ärgerlich geworden. Sein Gegenüber war im sengenden Gegenlicht unheimlich schlecht zu erkennen, und die Konversation war ihm quergeschlagen. Anstatt Wort, Satz, Situation wieder nur Spiel, Satz, Sieg. Zwar war, was an Akustischem hier reingegangen, nicht gleich da wieder rausgekommen, doch war es im prinzlichen Schläfenlappen nutzlos hängengeblieben.
Ich möchte heiße Himbeeren essen, sagte die Artistin der Form ihrer Lippen nach (doch das konnte nicht sein), und bog ihren biegsamen Leib. Ein Dicker schaute zu und machte einen Geschlechtsakt daraus, seine Hosen zu wechseln. Im Kinderbecken suchten die Exkremente derweil den Grund nach Essbarem ab, die Türkei verlor gegen die Portugiesen, und die Feuerwehr in der Wiener musste noch raus. Ein Spanferkel hatte den Spieß umgedreht und den Brautschleier in Brand gesetzt. Der Bräutigam, hin- und hergerissen zwischen Ball und Bund fürs Leben, war seiner Flamme zu Hilfe gekommen mit Jawort und Kuss.
So ging es zu im Prinzenreich. Und wie dann das Räumkommando aus den Büschen sprang, hieß es, Wertsachen festhalten: Freikarten für Abfall. Doch so, als würde nach Gewicht bezahlt. Auf die Art waren schon Drogen weggekommen. Versehentlich eingesammelte Kleinkinder können später am Ausgang oder bei der Badeaufsicht abgeholt werden.
So geht’s zu im Prinzenbad, sprach die Artistin und dachte: Was für ein Wicht der Prinz doch ist. Sein Handschlag hatte sie echt irritiert und sie sich dann viel zu leicht bekleidet gefühlt und sich rasch was übergeworfen. Übrigens, fuhr sie fort, die königliche Fluglinie gehört zu meinen treuesten Kunden. Und der Prinz dachte: Logisch irgendwie. SASCHA JOSUWEIT