WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE : Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Spartacus, der als Sklave in Rom diente und dort im letzten Jahrhundert vor Christus den nach ihm benannten Aufstand anzettelte, wurde in der marxistischen Geschichtsschreibung zum Ahnherrn des kämpferischen Proletariats, das sich gegen seine Ausbeuter erhebt. Auch die Amerikaner fanden diesen Helden so strahlend, dass sie ihn keinesfalls ignorieren wollten. 1960 verfilmte Stanley Kubrik mit Kirk Douglas den 1951 erschienenen Spartacus-Roman von Howard Fast, der den Roman noch als Mitglied des ZK der amerikanischen KP geschrieben hatte, bevor ihn schließlich die Enthüllung über Stalins Verbrechen zur Abkehr vom Kommunismus bewegte. Das verdienstreiche Gefangenentheater der JVA Tegel AufBruch hat nun die amerikanisch-marxistische Spartacus-Lesart von Fast zur Grundlage seines neuen Theaterprojekts „Spartacus“ gemacht, das am Mittwoch auf einem Freiganghof des Gefängniskomplexes uraufgeführt wird. Karten müssen spätestens fünf Tage vor den Vorstellungen besorgt werden. Ansonsten stehen dieser Tage eher die Kämpfe der an der EM beteiligten Nationalmannschaften im Vordergrund, die Begegnung zwischen Italien und Frankreich heute Abend zum Beispiel. Falls jemand eine deutsch-italienische Begegnung lieber live verfolgen möchte, kann er das in den Sophiensaelen tun, wo das Teatrino Clandestino aus Bologna mit einer Bühnenadaption von Voltaires ironischem Roman „Candide“ gastiert, der an seinem Helden gnadenlos durchexerzierte, dass die Welt, in der wir leben, keinesfalls die beste aller möglichen ist. Hinweisen möchten wir ferner auf eines der besten aller möglichen Sangesbündnisse, nämlich jenes, das Andreja Schneider und Katharina Thalbach zwecks Präsentation ihres Liederabends „Zwei auf einer Bank“ eingegangen sind, der gleichfalls am heutigen Dienstag in der Bar jeder Vernunft Premiere hat.
„Spartacus“: JVA Tegel, 18./25./27. Juni, 2./4./9./11. Juli. Vorverkauf über die Volksbühne
„Candide“: Sophiensaele, ab Di.
„Zwei auf einer Bank“: Bar jeder Vernunft, ab Di.