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hamburger szeneFlaschenglück

Fahnen sind groß in Mode. Sie sind sogar so sehr Mode geworden, dass man sie nicht mehr bloß schwenkt, sondern sich leibhaftig damit kleidet: Vor allem die größeren taugen als schmucker Umhang und sind in dieser Verwendung von Tag zu Tag öfter zu sehen.

Bei leichtem Wind beginnt so ein Umhang zu wehen. Das verleiht seinem Träger etwas Verwegenes. Dort etwa, der junge Mann: Eben noch ging er ganz banal und platt zu Fuß, jetzt – schreitet er einher. Und das ist erst der Anfang: Noch stärker bläst der Wind, der Umhang flattert hoch hinauf, und da möchte man die dramatische Figur für irgend eine Art Vollstrecker halten, für einen Racheengel im Sturzflug. Schließlich weht es so heftig, dass der Mann den Umhang eng an sich zieht. Er mummelt sich ganz ein in das Nationalsymbol. Man sieht ihn kaum noch, nur der Kopf guckt heraus, wie ein Neugeborenes, das gerade aus dem Schoße der Nation schwuppt. Tja und leider fügt sich dieses Baby auch gleich in seine Rolle und beginnt, sich die Seele aus dem Leib zu brüllen.

Wenn es doch um herrgottswillen aufhören wollte mit dem Geplärre! Da stürzt eine Frau, ganz in weiß, eine Fee hinzu. Schnell stopft sie dem Schreihals eine Flasche in den Mund. Der trinkt in gierig-großen Zügen. Nur ein paar Tropfen rinnen von den Lippen hinunter zum Kinn. Und Feierabendsstille ergießt sich über die Szenerie, fein akzentuiert von dem so leise wie glückseligem Glucksen. MAXIMILIAN PROBST

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