: Reform der Schulen im Süden bleibt stecken
Bremens Schulsystem soll in „zwei Säulen“ neu geordnet werden – Gesamtschule und Gymnasium. Im Bremer Süden haben die betroffenen BeiratspolitikerInnen wochenlang vergeblich nach Schritten dorthin gesucht
Schulstrukturen zu verändern ist schwer. Die Interessenlagen sind kompliziert – insbesondere dann, wenn kein Geld da ist, um Veränderungen großzügig zu fördern. Während die parlamentarische Schulentwicklungs-Kommission seit Monaten über allgemeine Grundsätze berät, haben in den Stadtteilen seit einigen Wochen die konkreten Diskussionen begonnen. Im Bremer Süden bislang ohne Erfolg.
Dort gibt es ein durchgehendes Gymnasium in Kattenturm und in dem gleichen Gebäude eine „Integrierte Stadtteilschule“ (ISS). Die ISS hat kaum Gymnasial-SchülerInnen, ist also de facto weitgehend eine „Sekundarschule“ – mit dem Angebot des Gymnasiums in demselben Haus kann daraus nie eine erfolgreiche Gesamtschule werden, haben die Fachleute jüngst festgestellt.
Zu jeder Gesamtschule gehört auch eine Oberstufe, hat Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) formuliert – und den StadtteilpolitikerInnen den Auftrag gegeben, ein Modell der Entflechtung des Mammut-Schulgebäudes zu diskutieren.
Aber es gibt kein Geld, um ein anderes vorhandenes Schulgebäude so auszubauen, dass es für einen Umzug von ISS oder Gymnasium reichen würde. Dass das Gymnasium schlicht in das Schulgebäude in Huckelriede einzieht, das vor Jahren schon einmal Standort eines – erfolgreichen – Gymnasiums war, wird bisher von der SPD in der Neustadt abgelehnt.
Die „blödeste Idee“, sagt die CDU-Politikerin aus Habenhausen, Gisela Rabeler, war die, dass die Gesamtschule in das Schulgebäude Habenhausen umziehen soll, um das Gebäude in Kattenturm ganz für das Gymnasium frei zu machen. Habenhausen ist ein eher bürgerlicher Stadtteil mit wenigen Problemkindern, die „Schmuddelkinder“ aus Kattenturm werden dort nicht gern gesehen, spottet der Beiratspolitiker Roman Fabian.
In Habenhausen wird daher eher umgekehrt gedacht: Die Schule könnte durchgängiges Gymnasium werden. Dies wiederum lehnen die Stadtteilpolitiker aus Kattenturm ab. „Das wäre der Todesstoß für das Gymnasium Obervieland“, sagt etwa Schulelternsprecher Bernd Nehrhoff, das ohne die Oberstufen-Schüler aus Habenhausen zu sehr schrumpfen würde. Weil das Gymnasium in Kattenturm zur Stabilisierung des Stadtteils beiträgt, drohe mehr „soziale Segregation“ – genau das, was die Bildungspolitiker eher mindern wollen. Die Kinder bildungsorientierter Familien im Stadtteil würden in die Innenstadt ins Gymnasium geschickt, übrig bliebe der Rest und nicht einmal eine „richtige“ integrierte Gesamtschule.
Am 30. Juni soll nun der Beirat einen Vorschlag machen. Wenn es keinen aus dem Stadtteil gibt, werde sie entscheiden, hat Jürgens-Pieper gedroht. Vor einer Woche hat sich nun die CDU-Politikerin Rabeler mit dem SPD-Beiratspolitiker Stefan Markus getroffen, um für den Stadtteil einen Kompromiss der beiden „großen“ Parteien vorzubereiten – SPD und CDU zusammen hätten im Beirat eine Mehrheit, so Markus. Das SPD-Ziel einer „Schule für alle“ sei eben kurzfristig im Bremer Süden nicht umsetzbar, Ziel sei es aber, wohnortnah alle Bildungsabschlüsse anzubieten. Darauf habe man sich verständigt.
Das bedeute aber nicht, dass Habenhausen kurzfristig eine Oberstufe bekäme. Für eine räumliche Entflechtung von Integrierter Stadtteilschule und Gymnasium in Obervieland gibt es keinen Vorschlag – die sollen nurmehr zusammenarbeiten. Wenn es nach diesem großkoalitionären Kompromiss geht, ändert sich also konkret erst einmal gar nichts. kawe