Neue Schulen für die Fitten

In Hamburg warten fünf Privatschulen auf ihre Genehmigung, darunter erstmals ein kommerzieller Anbieter. Dem viel gefürchteten Boom dieser Schulen stehen gesetzliche Hürden im Weg

VON KAIJA KUTTER

Es ist eine Mahnung, die Kritiker wie ein Mantra wiederholen: Wenn die Schule für alle kommt, oder auch nur die sechsjährige Primarschule, dann wird es eine Flucht der wohlhabenden Eltern an die Privatschulen geben. Tatsächlich werden in Hamburg, wo heute etwa jeder Zehnte eine private Schule besucht, gerade neue Schulen gegründet. Eine Alternative für die Massen steht damit aber noch nicht gleich bereit.

„Da kann man nicht hinflüchten, weil diese Schulen viel zu klein sind“, sagt Axel Beyer, der in der City-Nord die „Moderne Schule Hamburg“ plant. Der frühere Lehrer will Kinder ab der ersten Klasse in Englisch und Chinesisch unterrichten. Noch wartet er auf die Genehmigung der Bildungsbehörde, um nach den Ferien mit je einer ersten und einer fünften Klasse zu starten. Habe er die, müsse er mit Krediten eine Durststrecke von drei Jahren überbrücken, bevor der Staat einen Zuschuss von 85 Prozent der Schülerkosten überweist, sagt Beyer. Auch die Höhe der Elternbeiträge ist begrenzt: Maximal 250 Euro im Monat sind erlaubt, sagt Annegret Witt-Barthel, Sprecherin der Schulbehörde. Folglich starten private Schulen mit wenigen Schülern.

„Es gab in Hamburg lange Zeit neben den kirchlichen Schulen und den Waldorf-Schulen nur fünf Privatschulen“, berichtet Beyer. Erst im vorigen Sommer kamen vier hinzu, unter anderem Nenas „Neue Schule Hamburg“. Und für das neue Schuljahr 2008 / 09 stellten jetzt noch einmal fünf Träger einen Antrag, über deren Genehmigung die Bildungsbehörde gerade brütet.

Unter den Antragstellern ist mit der Phorms AG aus Berlin einer, der Kapital hat. Im Jahr 2005 hatten in der Hauptstadt Eltern eine Aktiengesellschaft mit dem Ziel gegründet, bundesweit ein Netz von bilingualen Ganztagsschulen aufzubauen und Geld für die schwierige Startphase zu sammeln. Bisher stehen elf Millionen Euro zur Verfügung. In Berlin, München, Köln und Frankfurt wurden Schulen gegründet. Die Schulen selbst werden von gemeinnützigen Trägergesellschaften betrieben, die von der Phorms AG einen Kredit bekommen und Dienstleistungen wie Einkauf, Personalrekrutierung und Marketing beziehen. „Machen die Träger Gewinn, wird das Geld in den Ausbau der Standorte investiert“, sagt Sprecherin Jennifer Kamlah. Die AG lebe vom Dienstleistungsverkauf.

Die Elternbeiträge sprengen die bisherige Dimension: Bis zu einem Jahreseinkommen von Brutto 20.000 Euro zahlt eine Familie in Berlin 230 Euro im Monat für einen Platz, bei 50.000 Euro sind es schon 424 Euro, und somit weit mehr, als die Hamburger Obergrenze erlaubt. Wie dies Problem gelöst wird, ist offen.

Bei beiden Neugründungen gibt es eine Auswahl: Gesucht werden sprachlich fitte Kinder. Für die chinesisch-englische Schule setzt Geschäftsführer Beyer voraus, dass „in den Familien viel gesprochen wird“. Das könne auch Türkisch sein. Die Phorms AG prüft, ob die Kinder in der Muttersprache altersgerecht entwickelt sind. „Wir unterrichten in Deutsch und Englisch“, sagt Kamlah. Es werde selten ein Kind abgelehnt. „Es macht Sinn, wenn das Kind eine der beiden Sprachen spricht.“