: Kung-Fu gegen Koma-Saufen
Projekt „Mitternachtssport“ soll Göttinger Jugendliche von Gewalt und Sucht abbringen. Allgemeine Jugendkriminalität hat nicht zugenommen, wohl aber die Zahl der Körperverletzungen. Mehr Alkoholkonsum
Der Name führt etwas in die Irre. Denn das neue Göttinger Präventionsprojekt „Mitternachtssport“, das Jugendliche von Gewalt und Sucht abbringen soll, läuft nur bis 23 Uhr. Polizei, Verwaltung, Sportvereine und Schulen stellten die Initiative gestern vor. Sie richtet sich an Mädchen und Jungen von 14 bis 18 Jahren.
„Es handelt sich um das Angebot, zu später Stunde gemeinsam mit anderen Sport zu treiben“, sagt Polizeipräsident Hans Wargel. Das Projekt solle einen Beitrag leisten, „dass Jugendliche nicht Opfer und Täter von Straftaten werden.“
Der Vorsitzende des Göttinger Stadtsportbundes und Professor für Sportpädagogik, Jürgen Schröder, hat das Programm maßgeblich entwickelt. Die Jugendlichen sollen durch neue und attraktive Sportarten „jenseits der gängigen Vereinsangebote“ zum Mitmachen bewegt werden, sagt er. „Mitternachtssport“ bietet einen Querschnitt durch Trend- und Fun-Sportarten. Trampolinspringen und Kung-Fu sind ebenso im Angebot wie Hip-Hop-Tanzen, Skateboard-Fahren oder Ultimate Frisbee. Dazu soll es Highlights geben, zum Beispiel Fußballturniere unter Anleitung bekannter Trainer und ein Streetballturnier mit Spielern des Basketball-Bundesligisten BG Göttingen. „Da ist für jeden was dabei“, findet Schröder.
Das Projekt startet nach den Sommerferien. Danach gibt es alle 14 Tage freitags zwei Sportangebote. Sportlehrer oder Übungsleiter aus Vereinen wollen die Jugendlichen ehrenamtlich anleiten. Die Mädchen und Jungen könnten dabei selbst auch eine Schulung zum Sport-assistenten absolvieren, lockt die Beauftragte für Jugendsachen bei der Göttinger Polizei, Margret Reinecke. Die Initiative läuft zunächst bis zum Januar, im darauf folgenden Monat beginnt eine zweite Runde.
„Verhältnisse wie in der Bronx haben wir hier zum Glück nicht“, sagt der Göttinger Dezernent für Jugend, Schule und Ordnung, Ludwig Hecke. Er sehe für das Projekt gute Erfolgsaussichten, „eben weil wir nicht mit Hardcore-Jugendlichen arbeiten“.
In der Universitätsstadt hat die Kinder- und Jugendkriminalität in den vergangenen neun Jahren nach Angaben der Polizei insgesamt nicht zugenommen. Bei den Körperverletzungen gibt es jedoch eine Steigerung um 55 Prozent, sagt Polizeipräsident Wargel. Besorgnis erregend entwickele sich auch der hohe Alkoholkonsum von Jugendlichen: „Der ist dreimal so hoch wie 1999.“ REIMAR PAUL
Internet: www.moonsport.de