: Alternatives Trauern
Die alternativen BestatterInnen des Trostwerks feiern fünfjähriges Bestehen mit Tag der offenen Tür und Konzert
Seit nunmehr fünf Jahren begleiten die alternativen BestatterInnen von „Trostwerk“ Trauernde in warmer und aufbauender Atmosphäre intensiv und persönlich auf dem Abschiedsweg von ihren Verstorbenen. Dazu gehört auch der Mut zur Farbe und Offenheit. Als damals in der Weidenallee der erste Laden eröffnet wurde, geschah das denn auch mit einer befreienden Symbolik: Mitten im Raum stand ein bunt bemalter Sarg. Beispiele für selbst gestaltete Urnen gibt es dort auch heute zu sehen; die Fenster sind nicht mit Gardinen verhängt, sondern offen; der Holzfußboden ist nicht mit geräuscheschluckendem Teppich verlegt und knarrt ein wenig. Neben der so deutlich erfahrbaren Offenheit gibt es aber auch einen Raum des Rückzugs. Auch das passt zum Konzept: „Es gibt keinen allein richtigen Weg durch die Trauer – es ist nur immer wichtig, eine wirkliche Wahl zu haben“, wie es der Geschäftsführer Christian Hillermann ausdrückt.
Die sieben TrostwerkerInnen bringen als QuereinsteigerInnen aus sozialen und beratenden Berufen das Wissen und Einfühlungsvermögen für das anspruchsvolle Konzept mit. Der Eröffnung ging zudem eine mehrjährige Beschäftigung mit traditionellen Bestattungsunternehmen voraus.
Die beiden Begründer Christian Hillermann und Claus Sasse haben erkannt, dass vieles nicht so sein muss, wie Trauernde es oft erfahren: sie haben Reglementierungen hinterfragt, starre Regeln, die mit alternativen, oppositionellen Lebensentwürfen nicht in Einklang zu bringen sind. Trauern kann man auch beim Singen, beim Bemalen von Särgen, beim liebevollen Schmücken der Kapelle mit bunten Stoffen – oder einem Transparent, mit dem die Tote oft auf der Straße war, einer roten Fahne, oder vom Verstorbenen selbst gezogenen Cosmeen.
Die „TrostwerkerInnen“ laden heute ab 12 Uhr dazu ein, sich in ihren farbenfroh gestalteten neuen Räumlichkeiten in der Erikastraße einen Eindruck von ihrer Arbeit als alternative BestatterInnen zu verschaffen. Abends um 19.30 Uhr gibt es außerdem die Gelegenheit, dem Programm „Nur ein Katzensprung“ der Sängerin und Liedermacherin Annett Kuhr in der nahe gelegenen St. Martinus-Kirche zu lauschen. Sie will erleben lassen, was ein lebensfreundlicher Umgang mit Sterben, Tod und Trauer bedeuten kann und mischt in ihrem Programm Lieder von Reinhard Mey bis Friedrich Hollaender mit eigenen Chansons. Lieder, die zwischen Melancholie und Freude, Alltagsleben und Abschiednehmen helfen. GASTON KIRSCHE
Tag der offenen Tür im neuen Eppendorfer Laden von „Trostwerk“: Sa, 28. 6., 12–19 Uhr, Erikastr. 42; Konzert von Annett Kuhr – „Nur ein Katzensprung!“: 19.30 Uhr, St. Martinus Kirche, Martinistr. 33