Roger Kusch provoziert erfolgreich

Das Bekenntnis des ehemaligen Hamburger Justizsenators Roger Kusch, er habe eine Rentnerin beim Selbstmord geholfen, löst über Parteigrenzen hinweg Empörung aus

Gemessen an der Resonanz war der Montag ein erfolgreicher Tag für den ehemaligen Hamburger Justizsenator Roger Kusch. Am späten Vormittag hatte Kusch vor laufenden Fernsehkameras gestanden, einer 79-jährigen Dame aus Würzburg bei deren Selbstmord assistiert zu haben. Bereits am frühen Nachmittag schlug die Welle der Empörung hoch.

Mit seiner Aktion bereite Kusch „den Weg in eine unmenschliche Gesellschaft“, wetterte Bischof Hans-Christian Knuth von der Nordelbischen Landeskirche. Die Deutsche Hospizstiftung bezeichnete Kusch als einen „politischen Amokläufer“, „der scheinbar aus tiefstem Narzissmus die Angst der Menschen vor Pflege missbraucht“. Die Dame, bei deren Selbstmord am Samstag Kusch zugegen war, hatte angegeben, ihr Schreckens-Szenario sei ein Pflegeheim.

Die Hamburger Bürgerschaftsfraktionen verurteilten Kuschs Aktion. Sein Verhalten sei „unerträglich und nicht zu tolerieren“, sagte Linda Heitmann, gesundheitspolitische Sprecherin der GAL. Die SPD-Rechtsexpertin Jana Schiedek sagte, Kusch gehe es nicht um das Leid todkranker Menschen, sondern „um die Befriedigung seiner Eitelkeit“.

Auch Kuschs ehemalige Partei, die CDU, rückte von ihrem Ex-Senator ab. Kuschs Aktion sei an „Verachtung des menschlichen Lebens nicht zu überbieten“, sagte der kirchenpolitische Sprecher der Fraktion, Wolfgang Beuß. Kusch habe eine Frau, die nicht todkrank sei, bei der Durchführung ihres Selbstmordes unterstützt. Kusch hatte argumentiert, der Wille von Menschen „am Ende ihres Lebens“ müsse respektiert werden. Die Staatsanwaltschaft Hamburg prüft derzeit, ob sie Ermittlungen aufnimmt. Daniel Wiese

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