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Archiv-Artikel

Öko-Goldrausch lockt

Die UNO ist überzeugt: Mehr Sucher als damals in Kalifornien finden ihr Glück in erneuerbaren Energien

FREIBURG taz ■ Die Vereinten Nationen sprechen bereits von einem „Goldrausch grüner Energien“ – ausgelöst durch die massiv gestiegenen Preise fossiler Brennstoffe, durch die Sorge über den Klimawandel sowie durch das zunehmende Interesse an heimischen Energien. Nach einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (Unep) wurden 2007 weltweit 148 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investiert, ein Anstieg um 60 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit ist die Branche dreimal so schnell gewachsen wie von der Unep prognostiziert.

Spitzenreiter mit Investitionen von 50,2 Milliarden Dollar sei die Windkraft, die weltweit inzwischen auf eine installierte Leistung von mehr als 100 Gigawatt kommt – ausreichend für die Stromversorgung von 75 Millionen Haushalten. An zweiter Stelle kamen 2007 die Investitionen in Solartechnologie. Mit 28 Milliarden Dollar war die Sonnenenergie im Vergleich zum Vorjahr zudem die am schnellsten wachsende Branche. Einen Rückgang der Investitionen gab es indes im Sektor Ethanol-Treibstoffe, ausgelöst durch hohe Agrarpreise. Deutlich hinter den Erwartungen blieb die CCS-Technik zurück. Mit „Carbon Capture and Storage“ umschreibt man die umstrittene Deponierung von Kohlendioxid in unterirdischen Lagerstätten.

Die meisten Investitionen in erneuerbare Energien flossen 2007 nach Europa, gefolgt von den USA. Aber auch China, Indien und Brasilien gewannen verstärkt das Interesse von Investoren. 19 Prozent aller Gelder, die von Börsenunternehmen im Energiesektor akquiriert wurden, entfielen bereits auf die erneuerbaren Energien. Unep-Chef Achim Steiner: „Hier entwickelt sich eine fundamentale Veränderung der globalen Energie-Infrastruktur.“ Nach Einschätzung der Unep wird die sich noch beschleunigen: 2012 lägen die weltweiten Investitionen in Erneuerbare bei 450 Milliarden Dollar, 2020 bei 600 Milliarden.

Steiner vergleicht die aktuelle Entwicklung mit dem Goldrausch Ende des 19. Jahrhunderts: So wie damals Tausende nach Kalifornien und an den Klondike River strömten, zögen nun die grünen Energien Heerscharen moderner Goldsucher in allen Teilen der Erde an. Doch heute gebe es einen entscheidenden Unterschied zum Goldrausch damals: „Ein höherer Anteil derer, die hier nach Reichtümern suchen, werden sie finden.“ Denn bei steigenden Temperaturen und ebenso steigenden Preisen fossiler Energieträger sei es für „Öffentlichkeit und Investoren offensichtlich, dass die Überleitung zu einer kohlenstoffarmen Gesellschaft notwendig ist“. BERNWARD JANZING