: Oswald Metzgers Rückkehr vereitelt
Es wäre ein sicherer Wahlkreis gewesen: Oswald Metzger wollte für die oberschwäbische CDU bei der Bundestagswahl antreten. Doch seine neue Partei stellt den Ex-Grünen nicht auf. Ist er jetzt endgültig weg? Von wegen, sagt Metzger
VON GEORG LÖWISCH
So leicht bremst niemand Oswald Metzger. Er verliert das Rennen, wer in Biberachs CDU für den Bundestag kandidiert. Aber nicht mal 24 Stunden später hat er einen Fernsehtermin beim Südwestrundfunk, wo er die kleine Frage beantworten darf, ob sich die Gesellschaft spaltet. Am Donnerstag wird es in Ulm bei der CDU weitergehen, wo er über Politikerbezüge redet und, kleine Pause, am 15. Juli im Marriott-Hotel Sindelfingen. Thema: „Was ist für die Zukunftsfähigkeit des Landes entscheidend?“
Was ist für die Zukunftsfähigkeit des Oswald Metzger entscheidend? Eigentlich die Versammlung am Dienstag in der Biberacher Stadthalle, wo knapp tausend CDU-Mitglieder abstimmten, wer hier nächstes Jahr fürs Parlament kandidiert. Wen die Biberacher CDU nominiert, sitzt im Bundestag. Der Ex-Grüne hat darauf gesetzt, er hat die Nominierung zur Schicksalsstunde erhoben: „Ich trete ohne Netz und doppelten Boden an.“ So gesehen müsste jetzt Schluss sein mit der Politik.
Von wegen. Am Tag danach hängt Metzger in seinem Haus in Bad Schussenried bei Biberach schon wieder am Telefon. „Ich werde Wahlkampf für die CDU machen, auch hier“, sagt er, „ich glaube, ich bin ein guter Resonanzverstärker.“
Am Dienstag ist er gegen vier Männer und eine Frau angetreten. In seiner Bewerbungsrede sagte er: „Man muss als Politiker sagen, was man denkt, und tun, was man sagt.“ Er erneuerte seine Kritik an manchen Hartz-IV-Empfängern. Manche Sozialleistungen wirkten wie „Stilllegungsprämien“.
Im ersten Wahlgang ging der Kreisvorsitzende Josef Rief mit 37 Prozent der Stimmen in Führung, Metzger lag mit 27 Prozent auf Rang zwei, dicht gefolgt von Peter Diesch, dem Bürgermeister einer kleinen Gemeinde. Die zwei anderen landen so weit hinten, dass sie vor dem zweiten Wahlgang ausstiegen. Hier setzte sich Rief ab, Metzger lag wieder knapp vor Diesch. Im entscheidenden dritten Wahlgang gewann Rief mit 58 Prozent der Stimmen gegen Metzger mit immerhin knapp 42 Prozent.
Wirtschafts- und haushaltspolitisch sind Metzgers Ansichten mit der CDU kompatibel. Aber er ist gegen Atomkraft und gegen das Betreuungsgeld für Hausfrauen, viele in der CDU hegen da Misstrauen. Metzger ist im Kreis Biberach aufgewachsen. Er gab in den Siebzigerjahren eine alternative Zeitung namens Motzer heraus, in der er gegen reaktionäre Politiker wetterte. Er hat die CDU in vielen Wahlkämpfen gepiesackt, die er für die Grünen führte. Von 1994 bis 2002 saß er für sie im Bundestag.
In der Biberacher Stadthalle versuchte Metzger, die Vorbehalte scherzhaft aufzunehmen: „Ich klaue nicht und bin verheiratet.“ Er warb damit, dass die CDU Biberach einen etablierten Politiker nach Berlin schicken könne. Dagegen ging sein Konkurrent Peter Diesch an: „Politische Entscheidungen werden nicht auf den weichen Sofas der TV-Talkshows gefällt.“
Der Grüne hat nun seine Chance verpasst, doch noch in den Bundestag zu kommen. Die CDU Baden-Württemberg kündigte an, es werde keine weiteren Angebote geben. Selbst wenn sie ihn auf die Landesliste setzte, wäre das wohl vergeblich: Im Südwesten gewinnt die CDU so viele Wahlkreise direkt, dass die Liste kaum zum Tragen kommt. Für die Suche nach einem anderen Wahlkreis sei es nun zu spät, sagt ein CDU-Politiker aus Baden-Württemberg.
Was ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit des Oswald Metzger? Er braucht eine Bühne, aber das muss nicht der Bundestag sein. Er will sich abheben, will Querkopf sein, aber dafür braucht er eine politische Heimat.
„Ich werde mich sicher als Delegierter auch für Landes- und Bundesparteitage bewerben und auch zu Kreisparteitagen gehen“, verspricht er. „Ich will inhaltlich Einfluss nehmen. Ich werde versuchen, mich in Facharbeitsgruppen einzuklinken, auch auf Bundesebene.“ So leicht lässt er sich nicht bremsen.
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