: Buchtipp
Die Weltreise
„Endlich weg“ heißt das Buch von Rüdiger Barth. Das klingt verdächtig nach „Ich bin dann mal weg“, dem Dauer-Bestseller von Hape „Jakobsweg“ Kerkeling, ebenfalls im Malik-Verlag erschienen. Aber genug geunkt: Rüdiger Barths Reisebericht ist, im Gegensatz zu dem Kerkeling-Erguss, ein gutes Buch. Dabei tut Barth nichts anderes als viele vor ihm auch schon: fährt durch die Gegend und schreibt darüber. Der Unterschied ist, dass er genauer hinschaut und länger drüber nachzudenken scheint, wie er das Gesehene beschreiben soll. Und keine Wahrheiten und Erkenntnisse in die Welt posaunt, sondern Vermutungen und Beobachtungen.
Rüdiger Barth ist Anfang dreißig, Sportredakteur beim Stern. Als eines Tages auf der Straße direkt vor ihm eine alte Frau umfällt, nicht stirbt, aber einfach umfällt, schwant ihm, „dass das Leben doch recht kurz sei“. Er und seine Frau beschließen, auf Weltreise zu gehen. Für vier Monate. Warum aber liest sich das alles so gut? Weil da Qualitäten zusammenkommen. Barth kann schreiben, das können nicht alle, die Bücher schreiben. Er ist überzeugt von dem, was er tut, dem Reisen und dem Schreiben, ohne es dabei allzu wichtig zu nehmen. Und weil er rührend, aber unpeinlich über die Frau an seiner Seite schreiben kann. Etwa wenn beide im verwanzten Fleece in einer Seeleutekneipe stehen, „an meiner Seite Anna, die, mit einem Bier in der Hand, problemlos weltenfern gucken kann wie ein Mann“.
Die linksdrehende Reise beginnt in den USA, „vier Tage New York, vier Tage Leben saufen“, Karibik: „Wir löffeln Avocados, dazu gibt es Rum und Rum. Hört sich jetzt vielleicht etwas eindimensional an, aber wenn man so faul ist, dann kreisen die Gedanken in nicht sehr lichten Höhen“, in Rio freut er sich, weil er, der Sportreporter, in ein Stadion darf, „seit ich kicke, will ich ins Maracanã. Seit ich fünf bin. Ich habe vielleicht keinen älteren Wunsch.“ Weiter geht es nach Sydney, Vietnam und zum Schluss Hongkong.
Barths Weltreise liest sich witzig, weil der Autor saukomisch beschreiben kann. Rund um den Globus sucht Barth so etwas wie den Nabel der Welt, bekommt an uralten Stätten eine Ahnung davon, tut aber nicht so, als sei dieser Hauch von esoterischem Ansatz der Anlass für die Reise gewesen. Sein Fazit am Ende der 120 Tage: Er freue sich „ein Loch in den Bauch, dass wir den Arsch hochgekriegt haben“. BARBARA SCHAEFER
Rüdiger Barth: „Endlich weg. Über eine Weltreise zu zweit“. Malik-Verlag, München 2008