: Chaostage auf Gleisen
Nachdem etwa 80 Bahnverbindungen gestrichen wurden, will sich die Bahn konziliant zeigen
BERLIN taz ■ Das Bahn-Problem begann schon in der Nacht zum Freitag um 0 Uhr. Seitdem sind rund 80 Verbindungen gestrichen. Das geht aus einer Liste hervor, die die Bahn auf ihrer Internetseite www.bahn.de/aktuell veröffentlicht hat. Wer sich über die Änderungen des Fahrplans informieren will, kann auch die kostenlose Hotline (0 80 00) 99 66 33 anrufen. Am Freitagnachmittag war die Leitung überlastet.
Vor allem im Westen und im Süden ist der Zugverkehr eingeschränkt. So fallen Züge von Frankfurt nach Brüssel, von Köln nach Basel und von Dortmund nach München aus. Auch einige Verbindungen ins Ausland sind gestrichen. Darunter: Frankfurt–Paris und Frankfurt–Amsterdam. Der Osten ist nicht betroffen, die beliebte Strecke Hamburg–Berlin auch nicht.
Einschränkungen wird es noch bis Anfang nächster Woche geben. Die Fahrzeuge sollen nur peu à peu wieder eingesetzt werden. Der für den Personenverkehr zuständige Bahn-Vorstand Rausch bat die Bahn-Kunden um Verständnis für „einzelne Zugausfälle und Komforteinschränkungen“.
Das Angebot der Bahn: Reisende können ihre Fahrkarten kostenlos umtauschen oder sich erstatten lassen. Außerdem können Fahrkarten mit Zugbindung für eine frühere oder spätere Reiseverbindung gültig geschrieben werden. Normalerweise müssen Reisende 15 Euro Bearbeitungsgebühr zahlen, wenn sie ihr Ticket am Reisetag zurückgeben.
Die Bahn versprach am Freitag, sich um Ersatzfahrzeuge zu bemühen. „Das werden vor allem ECs und ICs sein.“ Diese Züge sind langsamer, Verspätungen sind garantiert. Fahrgäste mit ICE-Fahrkarten, die auf einen IC umsteigen müssen, erhalten den Differenzbetrag erstattet. Birgit Zandke-Schaffhäuser ist Juristin bei der Schlichtungsstelle Mobilität, die bei Reisefrust vermittelt. Sie sagt: „Die Bahn ist hier großzügig.“ Allerdings gibt sie den Kunden, die mit einem IC oder EC mehr als eine Stunde später ankommen als geplant, noch einen Tipp: „Fordern Sie 20 Prozent des Fahrpreises ein!“ Das ist die übliche Rückerstattungsregelung. Im Nahverkehr gibt es diese allerdings nicht. Hartmut Buyken vom Fahrgastverband Pro Bahn rät „zur Ruhe“; die Bahn handle „vorsorglich“.
HANNA GERSMANN