Rau und Pohl, Beachvolleyballerinnen
: Duo mit Streitkultur

Es ist kein einfaches Unterfangen bei Beachvolleyballerinnen, sie auf Anhieb zu finden, wenn man sie noch nicht persönlich kennt. Auf den Trainingsplätzen der am Sonntag beendeten Europameisterschaften sehen die meisten Spielerinnen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus: groß, jung, blond, schlank.

Bei den Hamburger Lokalmatadorinnen Okka Rau und Stephanie Pohl liegt die Sache allerdings anders: Sie haben das Privileg, auf dem Centre Court zu trainieren. Und dass die beiden außerhalb des Platzes völlig verschieden ticken, wird schnell deutlich.

Seit acht Jahren baggern und schmettern Rau, geboren in Leer, und Pohl, geboren in Finsterwalde, gemeinsam. Zusammengebracht hat sie der Volleyball-Verband. „Wir fanden uns von Anfang an sympathisch. Die Nagelprobe war das erste gemeinsame Turnier – da haben wir gemerkt, dass wir zusammenpassen“, sagt Angriffsspielerin Pohl und ihre Partnerin ergänzt: „Auf dem Spielfeld sind wir uns sehr ähnlich. Eine zieht die andere hoch, wenn es bei ihr mal nicht so läuft.“ Aber zu viel Harmonie hat bekanntlich noch keinem Team gut getan. „Man darf sich nicht zu ähnlich sein“, sagt Stephanie Pohl. „Wichtig ist eine gute Kommunikation, wir haben unsere Streitkultur gefunden.“

Gerne wären die beiden HSV-Mitglieder die Europameisterschaft vor den ganzen Freunden und Verwandten entspannt angegangen, aber noch sind sie nicht für die Olympischen Spiele qualifiziert. „Wir können doch nicht die ganze Zeit mit der Angst rumlaufen, das nicht zu schaffen“, sagt Stephanie Pohl. „Ich mache von der Teilnahme doch nicht meinen ganzen Sport abhängig.“

Mit Platz vier bei der Europameisterschaft in Hamburg hat das Duo die vorzeitige Qualifikation knapp verpasst und muss jetzt beim abschließenden Olympia-Qualifikationsturnier in Marseille ihre Konkurrentinnen Rieke Brink-Abeler / Hella Jurich in Schach halten. „Wir sind schon sehr enttäuscht, dass es mit dem Ticket noch nicht geklappt hat“, sagt Stephanie Pohl. Zum Krafttanken wird die 30-Jährige in den nächsten Tagen wohl häufiger zu ihrem aktuellen Lieblingsbuch greifen, die Michael Jordan-Biographie „Time Out“. „Da kann man einiges über mentale Stärke im Sport lernen.“

RALF LORENZEN

Fotohinweis:Okka Rau (31, vorn) und Stephanie Pohl (30) sind Mitglieder beim HSV und gewannen 2002 die Deutschen – und 2003 die Europameisterschaften im Beach- volleyball. Foto: dpa